Losung des Tages
Und doch bist du unser Vater; denn Abraham wei� nichts von uns, und Israel kennt uns nicht; du aber, o HERR, bist unser Vater, und dein Name ist �Unser Erl�ser von Ewigkeit her�! Jesaja 63,16
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Risiken der Krippenbetreuung werden verschwiegen
Die von der christlich-demokratischen Familienministerin Ursula von der Leyen federf�hrend ins Rollen gebrachte Umgestaltung der Familie von einer Schutzzone hin zur �konomisch nutzbar gemachten Lebensgemeinschaft mit Fremdbetreuung der Kinder in Kindertagesst�tten (Kita) hat wieder einmal R�ckenwind bekommen.
"Kita macht klug", jubelte die Bertelsmann Stiftung Anfang M�rz. Wer als Kind eine Kindertagesst�tte besuche, habe deutlich bessere Bildungschancen. Und nicht nur das: Durch den Krippenausbau steige die Zahl der Gymnasiasten, entstehe ein volkswirtschaftlicher Nutzen von fast 22.000 Euro pro Kind. Dass bei Bertelsmann die entsprechenden Unterrichtsmaterialien f�r fr�hkindliche F�rderung bereitliegen und ein gutes Gesch�ft wartet, versteht sich von selbst. ("Wach, neugierig, klug - Kinder unter 3. Ein Medienpaket f�r Kitas, Tagespflege und Spielgruppen") Risiken und negative Begleiterscheinungen einer fr�hen Fremdbetreuung werden meist einfach ausgeblendet.
Jetzt aber melden sich immer mehr Psychoanalytiker und -therapeuten warnend zu Wort. Der renommierte Familien- und Kindertherapeut Wolfgang Bergmann, Leiter des Instituts f�r Kinderpsychologie und Lerntherapie in Hannover, der in seiner Praxis t�glich seelisch kranke Kinder betreut, warf der Familienministerin vor, versagt zu haben, weil sie "zentrale Aspekte wie die Bed�rftigkeiten des Kindes und die besondere unersetzliche Bedeutung der Eltern" nicht in die Diskussion stelle. Bergmanns drastisches Fazit im Nachrichtenmagazin Focus: "Unsere Kultur schert sich einen Teufel um die Seelen von Kindern."
Auch Ann Kathrin Scheerer, Diplompsychologin und Psychoanalytikerin in Hamburg, befasst sich schon seit Jahren mit der Fremdbetreuung im fr�hen Kindesalter und deren Auswirkungen auf Kinder und Eltern. "Das Besondere an der gegenw�rtigen politischen Richtungsentscheidung ist, dass das f�r die Kinder und f�r die Mutter-Kind-Beziehung potenziell sch�dliche und Sch�digende an Krippen- und Tagesmutterbetreuungen kaum thematisiert wird."
Dass auf die Betreuung eines Babys in einer Krippe — z. B. aus finanziellen Gr�nden oder weil die Familiensituation anderes nicht zul�sst — oft nicht verzichtet werden kann, ist der Psychoanalytikerin v�llig klar. „Es liegt mir fern, pauschale Kritik zu �ben, wo vielleicht ein Krippenangebot in Einzelfallentscheidungen als Gewinn f�r alle angesehen werden muss", sagte sie in einem Interview mit der Tageszeitung taz. Frau Scheerer weist bewusst deutlich darauf hin, dass „die Funktion der Krippe die Trennung von M�ttern und Kindern ist" — und zwar gerade in dem hoch sensiblen Lebensalter zwischen 0 und 3 Jahren, in dem die Bindung des Kindes an seine Bezugspersonen von gr��ter Wichtigkeit ist.
Die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung erkl�rt das in ihrer "Stellungnahme zum Krippenausbau in Deutschland" so: "Es ist Forschungs- und Erfahrungswissen (und keine Ideologie), dass f�r die Entwicklung des kindlichen Sicherheitsgef�hls, f�r die Entfaltung der Pers�nlichkeit und f�r die seelische Gesundheit eine verl�ssliche Beziehung zu den Eltern am f�rderlichsten ist—emotionale und zeitliche Verf�gbarkeit von Mutter und Vater sind daf�r von gro�er Bedeutung" — und f�r die Entwicklung des Urvertrauens. Mutter und Kind, so Scheerer, bilden in dieser Zeit eine voneinander abh�ngige Einheit. Das Gehirn eines zehnmonatigen S�uglings etwa spiegelt die Empfindungen der Mutter wider. Jede Trennung von ihr ist ein Stressfaktor. Wenn ein Baby seine Mutter nicht sieht, kann es von ihr kein inneres Bild aufrechterhalten, es kann sich also noch nicht an sie „erinnern". Die Mutter, schlussfolgert es, "ist f�r immer weg". Die Psychoanalytische Vereinigung schildert in ihrer Stellungnahme, wie ersch�tternd Trennungen von dem Kleinkind wahrgenommen werden: „Wenn die Trennung von den Eltern nicht durch ausreichend lange �bergangs- und Eingew�hnungsphasen vorbereitet wird, kann sie vom Kind als innerseelische Katastrophe erlebt werden. An der kindlichen Reaktion auf die Trennung — zum Beispiel verzweifeltes Weinen, anhaltendes Schreien oder schlie�lich resigniertes Verstummen (also die Ergebung in sein Schicksal, Red.) — kann man eine seelische �berforderung erkennen, die dann besondere Zuwendung und Verst�ndnis braucht, um nicht zu einer innerseelischen Katastrophe zu werden." Und jeder Krippen- oder Betreuungswechsel bedeutet f�r das Kind eine erneute Erfahrung von Bindungsverlust, erneuten Stress und Trauer. Doch wer kann einer Erzieherin verbieten, ihren Job zu wechseln? Wer stellt sicher, dass Kleinkindgruppen nicht gr��er sind als vier Kinder, damit f�r jedes Baby genug Zeit bleibt, auch auf seine Trost- und Kuschelbed�rfnisse einzugehen? "Die Eltern m�ssen sich bewusst sein, dass ihr Kind eine seelische Aufgabe bew�ltigen muss", schreibt Frau Scheerer. Und auch die beste Fr�hf�rderung kann von einem Kind �berhaupt erst dann aufgenommen werden, wenn der Trennungsschmerz bew�ltigt ist. Sozialer R�ckzug, innere Unruhe, Aufmerksamkeitsst�rungen und Konzentrationsdefizite sind die Folgen f�r ein Kind, das keine sicheren Bindungen eingehen konnte. "Kleinkinder brauchen exklusive (ausschlie�liche, Red.) Beziehungen. Deshalb sind wir Psychoanalytiker sehr skeptisch, was Kinderkrippen angeht", so Ann Kathrin Scheerer. Und hat sie nicht recht, wenn sie findet: "Bei einer Lebenserwartung von rund 80 Jahren sind drei Jahre f�r das Kind nicht zu lang. Mutter und Kind sollte diese Zeit geg�nnt werden." F�r die Zeit danach m�chte Frau von der Leyen die Kindergartenpflicht einf�hren. Bis zur Krippenpflicht ist es dann ja auch nicht mehr weit.
Ursula von der Leyen ist Gyn�kologin. Die beschriebene Problematik ist ihr daher gewiss bekannt. Dennoch stellt sie die Fr�herziehung durch Zwangsregelungen etwa finanzieller Art total um — den Eltern bleibt oft nichts anderes �brig, als ihre Kinder der staatlichen Erziehung zu �berlassen. F�r Wolfgang Bergmann ist es „auff�llig, da� alle totalit�ren Systeme ihre Hand gerne nach den Kindern ausstrecken und darauf achten, da� eine fr�he Trennung dazu f�hrt, da� Kinder unsicher werden und demzufolge sp�ter eine besondere emotionale Unselbstst�ndigkeit und Anlehnungsbed�rftigkeit entwickeln, die sich diese Systeme zunutze machen." Solche Kinder sind viel besser zu lenken als Kinder mit stabilen Bindungen, etwa durch staatliche Propaganda oder als Konsumenten. Genau dahin steuert die Ministerin eine ganze Generation, unterst�tzt durch Unternehmen und Institutionen, die unser ganzes Leben vollst�ndig wirtschaftlich verwertbar gestalten wollen. (topic)
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