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Losung des Tages

Die Tiere des Feldes werden mich preisen, die Schakale und Strauße, weil ich Wasser gegeben habe in der Wüste und Ströme in der Einöde, um mein Volk zu tränken, mein auserwähltes.
Jesaja 43,20

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Nordirak

Da die Ukraine- und die Gazakrise in den deutschen Medien im Mittelpunkt stehen, nimmt kaum jemand wahr, was seit wenigen Tagen im Nordirak geschieht. Sehr wenig wird in den Medien darüber berichtet. Deshalb sehe ich mich genötigt, etwas zu schreiben, zumal ich ja diese Region 2010, 2013 und zuletzt im März 2014 besucht habe. Damals war alles noch friedlich. Von Anneliese und Gottfried S.

Seitdem am 9. Juni in Mossul, der sunnitischen Millionenstadt, das islamische Kalifat ausgerufen wurde, überstürzen sich die Ereignisse. 25.000 Christen, andere religiöse Minderheiten sowie gemäßigte Muslime verließen die Stadt. Den Christen blieb die Wahl a) zu fliehen, b) Kopfsteuer zu zahlen oder c) “durchs Schwert” getötet zu werden. Da vorher schon Massaker verübt worden waren, zogen alle panische Flucht vor.

In der mittelgroßen christlichen Stadt Karakosch (ca. 60.000 Einw.), etwa ein Viertel der Strecke Mossul – Erbil Richtung Osten gelegen – hatten bis gestern die kurdischen Peschmerga-Kämpfer die Stadt gegen die Islamisten (ISIS bzw. ISIL oder IS) abgesichert. Da sie aber nicht genügend bewaffnet waren, gaben sie die Stadt in der Nacht zum Donnerstag (7. August) auf. Dies löste eine Massenflucht aus.

Im Sindschar Gebirge, westlich von Mossul auf dem Weg nach Syrien, drangen die ISIS-Soldaten vor und nahmen die regionale Stadt Sindschar (auch: Sindjar) ein. Zehntausende Yeziden flohen ins Gebirge. Die Yeziden sind Kurden und gehören der „ältesten kurdischen Religion“ an (die meisten Kurden sind sonst sunnitische Muslime). Da sie nach dem Koran keine „Schriftbesitzer“ sind, sondern im Kern der Religion Zarathustras folgen, gelten sie von den Muslimen als vogelfrei und können noch leichter als andere „Ungläubige“ problemlos getötet werden. Sie wurden schon immer als Teufelsanbeter verleumdet, sind aber sehr friedliche Menschen. Im Moment sind viele auf dem höchsten Berg in der Region, ca. 1500 m, umzingelt. Sie werden von ISIS aufgefordert, den Islam anzunehmen oder zu verdursten oder zu verhungern. Es wurden bereits viele Menschen getötet, Frauen und Mädchen vergewaltigt, verschleppt usw. Es wird berichtet, dass per Hubschrauber Tonnen von Lebensmitteln und Wasser von der irakischen Zentralregierung zur Versorgung abgeworfen wurden.

Die ISIS hat die südliche Seite des Mossul Staudamms erreicht und kontrolliert ihn. Da sie rücksichtslos vorgehen, spielt auch das Wasser als Waffe eine Rolle. Nördlich dieses großen, vom Tigris gespeisten Staudamms, liegt z.B. das armenische Dorf Hawresk, das ich schon dreimal besucht habe. Heute morgen rief ich im Nordirak an und hörte, dass es da noch ruhig sei. 5. Die Zufluchtsorte, in die Christen, Yeziden und gemäßigte Muslime fliehen sind Dohuk (bzw. Duhok), ca. 400.000 Einw., Erbil, die noch größere Hauptstadt irakisch Kurdistans, sowie Orte jenseits dieser Städte im Gebirge. Alle diese Städte sind in der irakischen autonomen Region Kurdistan, das bis vor wenigen Tagen ruhig war. Außerdem gibt es mehrere Flüchtlingslager von früher. Es ist sehr heiß im Sommer!

Man muss sich den Gesamtirak als eine im Süd-Nord-Gefälle fast tausend Kilometern große Ebene vorstellen, die erst nördlich von der Niniveh Ebene nördlich von Mossul von der ersten hohen Gebirgskette abgeschirmt wird. Am Süden dieser Gebirgskette liegen Orte wie das christliche El Qosch (der Geburtsort des Propheten Nahum), das Kloster Mar Mattai mit seinen umliegenden Flüchtlingsdörfern, und der vorwiegend yezidische Ort Scheikhan. Das Gebirge ist jetzt die erste Verteidigungslinie gegenüber den Islamisten. 7. Die Tragik ist u.a., dass dies nun die dritte Flüchtlingsbewegung Richtung Nordirak/Kurdistan in kürzester Zeit ist: a) die erste Bewegung waren Christen, die seit 2003 aus dem gesamten Irak nach Norden flohen, besonders ab 2007, b) die zweite Bewegung begann 2011, als es in Syrien sehr unruhig wurde, besonders viele Kurden, aber auch Christen flohen, und c) die dritte Bewegung ist nun die allgemeine Flucht aller zivilisiert denkenden Menschen vor den Islamisten. Es gibt auch noch andere Minderheiten wie die Schabak, die Mandäer und Turkmenen, die nicht der Richtung von ISIS folgen.

Seit der ersten Welle des Flüchtlingsstroms, besonders seit 2008, hilft der „Christliche Hilfsbund im Orient“ der in Dohuk lokal arbeitenden Hilfsorganisation CAPNI (Christian Aid Program Nohadra Irak). Leiter dieser Organisation vor Ort ist Sargon Selim Alqas. Sollte jemand von Euch helfen wollen, so kann Geld an den Hilfsbund mit dem Vermerk Flüchtlingshilfe über CAPNI geschickt werden. Die Adresse ist: Christlicher Hilfsbund im Orient, Friedberger Str. 101, 62350 Bad Homburg. Email: [email protected]. Konto: EKK Frankfurt am Main, Kto. Nr. 412 112 0, BLZ 520 604 10. IBAN DES50 52060410 0004121120, BIC: GENODEF1EK1.

Da ich allgemein an Viele schreibe, bitte ich, mit dieser Information so umzugehen, wie Ihr es für richtig haltet und die „Kanäle“ zu benutzen, die Euch möglich sind, um zu helfen. Es ist eine große Katastrophe, die sich hier „am Rande von zentraleren Weltproblemen“ abspielt. Vor allem bitte ich auch, dies Mail weiterzusenden an Leute, die informiert werden sollten und auch helfen könnten.

Von den Zeitungen, die wenigstens ab und zu ausführlich berichten, nenne ich die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

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