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Entstehung von Canyons - Sturzfluten fräsen metertiefe Schneisen ins Gestein

Unglaubliche Wasserkraft: Es dauere Jahrmillionen, bis Flüsse Gräben ins Gestein schneiden, glaubten Geologen. Nun jedoch bezeugten sie, wie eine Sturzflut einen Canyon erzeugte - es dauerte nur wenige Tage.

London - 450 Meter tief schneidet sich der Grand Canyon in den steinernen Untergrund im Westen der USA. Viele Millionen Jahre habe es gedauert, bis der Graben entstanden sei, meinen Geologen - und sie haben viele gute Beweise für die Theorie. Demnach fräsen Flüsse ganz allmählich Schluchten in eine Ebene, verstärkt wird ihre Wirkung von Hebungen der Erdkruste. Dieser Vorgang dauert viele Millionen Jahre, so die bisherige Meinung.

Schluchten können sich jedoch auch viel schneller bilden, berichten Wissenschaftler nun. Ein Forscherteam untersuchte den Canyon Lake Gorge in Texas, der 2002 bei einer Sturzflut entstand. Die Wassermassen hätten nur drei Tage benötigt, um sich sieben Meter tief in die Landschaft zu graben, berichten die Geoforscher um Michael Lamb vom California Institute of Technology in Pasadena im Fachmagazin "Nature Geoscience".

Im Juli des Jahres 2002 brachten starke Regenfälle den Stausee Canyon Lake in Texas zum Überlaufen. Um das Wasserreservoir zu entlasten, war ein Kanal gebaut worden, der den See mit dem weiter talabwärts gelegenen Fluss Guadalupe verbindet. Doch der Kanal konnte die Katastrophe nicht aufhalten: Gewaltige Wassermassen ergossen sich ins Tal. Neun Menschen kamen in den Fluten ums Leben, und es entstanden Sachschäden in Höhe von einer Milliarde Dollar.

Die Sturzflut riss das gesamte Erdreich und alle Vegetation mit sich, so dass nur der nackte Fels zurückblieb. Darin war ein sieben Meter tiefer Canyon entstanden.

Michael Lamb und seine Kollegen nutzten dieses seltene Ereignis, um zu analysieren, wie sich ein Canyon bildet. Für ihre Untersuchung verwendeten sie Luftaufnahmen und Vermessungsdaten der Landoberfläche. Zudem schätzten sie das Wasservolumen und die Fließgeschwindigkeit der Fluten.

Das erstaunliche Ergebnis: Der Canyon des Lake Gorge entstand in nur drei Tagen.

Auf Basis der Studienergebnisse könnten sich frühzeitliche Mega-Fluten besser rekonstruieren lassen, meinen die Wissenschaftler. Fluten größten Ausmaßes sollen in der Frühgeschichte der Erde häufiger vorgekommen sein. Nun wollen die Forscher untersuchen, welche Canyons bei Sturzfluten entstanden sind.

Zudem dürften sich manche gigantischen Schluchten auf dem Planeten Mars durch ähnliche Ereignisse gebildet haben, glauben die Experten. Auf dem Roten Planeten existieren zahlreiche Canyons, manche sind 7000 Meter tief.

spiegel

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