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Die Zukunft des Christentums

Das Christentum verlagert sich von Nord nach Süd

Schaut man sich Weltkarten aus dem Mittelalter an, so wird man feststellen, dass die damals bekannten Kontinente Europa, Afrika und Asien als etwa gleich große Areale gezeichnet wurden. lm Herzstück dieser Anordnung findet sich das Heilige Land mit Jerusalem als Zentrum. Diese Darstellung macht auch theologisch durchaus Sinn, weil damit Jesu Opfertod für das Heil der Menschen genau im Zentrum der damals bekannten Welt stattfand. Doch das geografische Zentrum der göttlichen Rettungsaktion sollte sich Schritt für Schritt verschieben: vom Jordan sozusagen an den Rhein. Mit der Christianisierung der germanischen, romanischen und slawischen Völker (etwa 350 bis 1000 n. Chr.) verlagerte sich die Schaltzentrale des Christentums noch Europa und eroberte dann den ganzen westlichen Kulturkreis. Der Westen blieb danach etwa 1000 Jahre der Mittelpunkt des Christentums. Zum Ende des zweiten Jahrtausends änderte sich sehr viel auf der christlichen Weltkarte - doch die meisten Christen im Westen hoben dies noch gar nicht richtig registriert. Zu Beginn des dritten Jahrtausends hot sich der Mittelpunkt des Christentums längst von Nord noch Süd verlagert. Inzwischen leben fast zwei Drittel (62 Prozent) der über zwei Milliarden Christen auf der Südhalbkugel der Erde. Und dieser Anteil wird sich in den nächsten 40 Jahren so gigantisch vergrößern, dass die westlichen Christen eine verschwindende Minderheit auf dem Globus darstellen werden.

Diese Einschätzung lässt sich mit nüchternem Zahlenmaterial untermauern. Machten um das Jahr 1900 herum die Einwohner von Europa, Nordamerika und den Ländern der früheren Sowjetunion 32 Prozent der Weltbevölkerung aus, so sind es jetzt etwa 18 Prozent, und um das Jahr 2050 werden es etwa 10 Prozent sein. Die Länder Afrikas und Lateinamerikas stellten um das Jahr 1900 etwa 13 Prozent der Weltbevölkerung; im Jahr 2050 werden es wahrscheinlich 29 Prozent sein.

Schaut man sich Prognosen in Bezug auf die Weltbevölkerung im Jahr 2050 an, so findet man auf einer Liste mit den führenden 25 Nationen nur noch die USA (mit 404 Mio.), Russland (mit 118 Mio.) und Deutschland (mit 70 Mio.) aus dem im weitesten Sinne westlichen Kulturkreis darunter. Der Rest sind Länder des Südens, sogenannte Schwellen- oder Entwicklungsländer. Diese demografischen Veränderungen werden einen unabwendbaren Einfluss auf das religiöse Gefüge der Welt haben - durchaus mit Vorteilen für das Christentum. Das Beispiel von Uganda zeigt dies in eindrücklicher Weise.

Im Jahr 1950 lag die Bevölkerung Ugandas bei 5,5 Millionen Menschen. Um das Jahr 2000 war die Bevölkerung auf 23 Millionen angewachsen und soll 2050 die 65-Millionen-Marke erreichen - trotz AIDS. Heute gehören von den 26 Millionen Ugandern etwa 21 Millionen zum christlichen Konfessions- Spektrum, drei Millionen beten Allah an, und den Rest teilen sich afrikanische Kulte und die sehr kleine Gruppe der Konfessionslosen. Laut Einschätzung des Historikers Philip Jenkins von der PennState-Universität (University Park/Pennsylvania) ist eine Gesamtzahl von 50 Millionen ugandischen Christen zur Mitte des Jahrhunderts durchaus denkbar. Dies würde bedeuten, dass allein Uganda „dann mehr aktive Kirchenmitglieder haben könnte als vier oder fünf europäische Nationen zusammen“, schätzt Jenkins. Der amerikanische Historiker schrieb 2002 ein sehr aufschlussreiches Buch mit dem Titel "Die Zukunft des Christentums" (Brunnen Verlag, Gießen).

Bei dieser Entwicklung ist noch zu berücksichtigen, dass die Christen in Uganda ein wirkliches Interesse am christlichen Glauben haben. So will das internationale Missionswerk World Bible Translation Center (Weltweites Bibelübersetzungszentrum) mit Sitz in Fort Worth (US-Bundesstaat Texas) jedem der Lehrer in Uganda eine Bibel schenken. Als die Politiker des afrikanischen Landes davon hörten, wünschten sie sich auch ein Exemplar von Gottes Wort.

300 mit dem Namen des jeweiligen Volksvertreters versehene Bibeln wurden jüngst beim Nationalen Gebetstag von einem Vertreter des Missionswerkes überreicht.

Die Verlagerung des Schwerpunktes von Nord noch Süd innerhalb der Christenheit wird sich auch durch eine Änderung in Theologie und Frömmigkeit gravierend ausdrücken. Jenkins schreibt: "Die Formen des Christentums, die sich auf der Südhalbkugel am stärksten verbreitet haben, unterscheiden sich sehr von dem, was viele Europäer und Nordamerikaner als typisch christlich betrachten. Dieses Christentum ist aber weit enthusiastischer und dreht sich viel stärker um das unmittelbare Wirken des Übernatürlichen durch Prophetie, Vision, ekstatische Glaubensäußerungen und Glaubensheilungen."

Kritik an dieser charismatischen Glaubenspraxis könnten Afrikaner und Lateinamerikaner kaum verstehen, denn die biblischen Texte seien ihrem Alltag viel näher als einem Westeuropäer, so Jenkins. Afrikaner hätten zum Beispiel vielfach eigene Erfahrungen mit Dämonen und Hexerei. Deshalb sei ihnen der Kampf gegen übernatürliche Mächte und Gewalten sehr viel realer. Die Bibel spreche auch ihre Alltagsprobleme viel direkter an als bei einem Westler: Armut, Hunger, Unterdrückung und Verfolgung. Hinzu komme, dass die von Landwirtschaft und Fischerei geprägte biblische Welt den Menschen im Süden sehr viel vertrauter sei. Jenkins schreibt: "Das Christentum kehrt mit seiner Ausweitung auf die Südhalbkugel in gewisser Weise zu seinen Wurzeln zurück ... die Vorstellung, dass die südlichen Kirchen quasi in einer neuerlichen apostolischen Ära leben, flößt nicht gerade wenig Ehrfurcht ein ...."

Wie sieht die Zukunft des Christentums aus? Sollte sich die Erde noch ein paar Jahrzehnte drehen und die Weltsituation in etwa so bleiben, wie sie jetzt ist, dann werden die Christen überwiegend dunkler Hautfarbe sein und einen stark charismatisch geprägten Glauben praktizieren.

Diese Entwicklung wird für die Christen des Westens - insbesondere die konservativ, anticharismatisch geprägten - eine große Herausforderung darstellen.

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