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Die Kriminalisierung der Evangelikalen

Was in den Medien und durch Politik und �ffentlichkeit aktuell an massiver Kritik an Evangelikalen bzw. bibeltreuen Christen ge�bt wird, erweckt den Eindruck einer konzertierten Kampagne. Ein aktuelles Beispiel f�r eine solche Diffamierung ist das Buch „Mission Gottesreich: Fundamentalistische Christen in Deutschland“ von Oda Lambrecht und Christian Baars (Ch.Links Verlag Berlin, 2009). Thomas Schirrmacher hat dazu eine umfassende, aufkl�rende Rezension verfasst, die als --> PDF verf�gbar ist. Wir d�rfen wissen, dass der Herr Jesus seine J�nger daf�r gl�ckselig preist, dass Menschen „alles B�se l�gnerisch �ber euch reden“. Die Reaktion von Christen soll sein: „Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist gro� in den Himmeln“ (Mt 5,11,12). Gleichwohl sollten wir zu unterscheiden wissen: Wo geht es um „christliche“ Entgleisungen, die vermieden werden m�ssen, weil sie zu Recht von der Welt kritisiert werden und weswegen „der Name Gottes unter den Nationen gel�stert“ wird (R�m 2,24) – und wo zeigt sich einfach, dass das „Wort vom Kreuz Torheit ist f�r jene, die verloren gehen“ (1Kor 1,18)?

Zu Oda Lambrecht, Christian Baars. Mission Gottesreich: Fundamentalistische Christen in Deutschland. Ch.Links Verlag: Berlin, 2009

Es geht um viel!


Eigentlich k�nnte ich mich ruhig zur�cklehnen und sagen, dass mich der gr��te Teil des Buches „Mission Gottesreich“ nicht betrifft. Ich bin kein Pfingstler (MG S. 17-60, 119-125 u. �., oder bin ich als deutscher Professor vielleicht nur zu n�chtern?), kein Bonnke-Fan (MG 139-147) und kein Russlanddeutscher, ich sehe das Wohlstandsevangelium sehr skeptisch (MG 27-38, 180-181), ich teile die Israeleuphorie nicht und glaube nicht, dass das Erscheinen des Antichristen kurz bevorsteht (Kap. MG 147-161). Viele Evangelikale werden darauf verweisen, dass sie gegen christliche Privatschulen sind (MG 100-119), charismatische Teufelsaustreibungen (MG 17-24) ablehnen und den Kreationismus nicht teilen (MG 86-99). Die Partei Bibeltreuer Christen (MG 170-173) wird von der Masse der Evangelikalen nicht gew�hlt. Dann gibt es nat�rlich die Themen, wo ich mich durchaus gemeint und angriffen f�hle, nur nicht als Evangelikaler, sondern als Christ, etwa weil ich an die Wiederkunft Jesu glaube (MG 14) oder Abtreibung ablehne (MG 78-85). Verunglimpfung christlicher Ethik in deutschen Medien ist so normal geworden, dass es kaum lohnt, zu reagieren. Viele Seiten des Buches entlocken mir sogar ein Schmunzeln, was es unter uns so alles gibt – nur dass davon eine Gefahr f�r die Bundesrepublik Deutschland ausgeht, kann ich den Autoren irgendwie nicht abnehmen. Manches, was im Buch beschrieben wird, habe ich in einem meiner B�cher selbst scharf kritisiert, und andere werden anderes finden und sagen: ‚das ist ja wirklich schlimm‘. Und wenn ich selbst zwar vorkomme, aber nur weil ich Evangelikale auffordere, sich politisch zu engagieren (MG 169, 232), oder meine Frau, weil die EKD vermeintlich zu eng mit ihr zusammenarbeitet, dann kann ich damit leben, weil es zum einen ja stimmt und zum anderen f�r mich eher etwas Positives ist.

Im �brigen k�nnte man auch aus einem anderen Grund beruhigt sein: Die Journalisten haben offensichtlich keinerlei Zugang zu Interna und keinerlei zu verwertende Insiderkenntnisse, wie sie etwa ein langj�hriger Vatikankenner �ber den Vatikan h�tte. Ich k�nnte da manches Humorvolle, aber auch Kritische aus dem N�hk�stchen plaudern. Insider werden dem Buch absp�ren, dass die Autoren die wahren Probleme (und ebenso die wahren St�rken) der evangelikalen Bewegung gar nicht kennen. Und wo die Bruchlinie zwischen den organisierten Evangelikalen und den ungez�hlten kleinen Gruppen an den verschiedenen R�ndern verl�uft, ist den Autoren v�llig verborgen geblieben, da ihre Quellen �berwiegend entweder Predigten oder aber Meldungen in s�kularen Medien sind.

Sodann bleibt uns manchmal nichts anderes �brig, als sich daf�r zu entschuldigen, wie ein Evangelikaler Nichtevangelikalen gegen�ber seinen Glauben unh�flich und unsensibel pr�sentiert hat – wie es das bei allen Menschen gibt. Auch wir Evangelikalen leben nur von Gottes Gnade und Vergebung und wir predigen keinen Glauben f�r Perfekte, sondern leben nach den Worten Jesu, die auch und gerade f�r uns gelten: „Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern nur die Kranken“ (Markus 2,17). Und dazu wird man durch die den Evangelikalen so wichtige Bekehrung selbstkritisch, hei�t Bekehrung doch nicht mit dem Pharis�er „Herr, ich danke dir, dass ich nicht so wie die anderen bin“, sondern richtig mit dem Zollbeamten: „Herr sei mir S�nder gn�dig“ (Jesus in Lukas 18,11-14). Entscheidend ist f�r die Beziehung des Christen zu Gott, dass der Glaube mit Selbstkritik beginnt. Das Christentum ist die mit Abstand selbstkritischste Religion auf dem Markt! In der Bibel beginnt Glaube mit der Erkenntnis der eigenen Unzul�nglichkeit. Und nicht zuf�llig kritisiert die Bibel nicht vor allem die Ungl�ubigen und die b�se Welt, sondern die Gl�ubigen. Ganze B�cher des Alten Testamentes widmen sich dem schonungslosen Offenlegen der Zust�nde unter den Juden, ganze B�cher des Neuen Testamentes legen die schlimme Situation in christlichen Gemeinden blo�. In keiner Religion kommen die Anh�nger der eigenen Religion so schlecht weg, wie im Alten und Neuen Testament. Die Lehre, dass auch Juden und Christen S�nder und zu den schlimmsten Taten f�hig sind, wird in der Bibel sehr anschaulich vor Augen gef�hrt. Mit ihrer Heiligen Schrift ist dem Christentum eine schonungslose und ehrliche Selbstanalyse angeboren. Das hat die Geschichte des Christentums gepr�gt. Die Kreuzz�ge haben christliche und nicht muslimische Historiker aufgearbeitet und keine Religion steht so eindeutig zu ihren Fehlern in ihrer mehrtausendj�hrigen Geschichte.

Doch zur�ck: Dann gibt es da die platten Aussagen, die so fern der Realit�t sind, dass man einfach nur kopfsch�ttelnd zur Tagesordnung �bergehen will. So hei�t es von den Evangelikalen: „Die Gl�ubigen leben isoliert, Kontakt zur Au�enwelt ist nicht erw�nscht.“ (MG 9). Das ganze Buch widerlegt das ja, werden doch ungez�hlte Kontakte zu Politik, Wirtschaft, Medien und Kirchen kritisiert. Ich selbst war k�rzlich beim Syrisch-orthodoxen Erzbischof im Kloster Warburg, da wir uns f�r seine Kirche in der T�rkei und im Irak einsetzen. Die Tage davor war ich bei einem Symposium der Bundeswehr in Strausberg, einer OSZE-Tagung in Wien, einem Arbeitsgespr�ch mit dem Vatikan und referierte auf einem Symposium an der Universit�t Bamberg zwischen katholischen, j�dischen und muslimischen Referenten zur Religionsfreiheit. Sieht so das Arbeitsprogramm eines Menschen aus, der isoliert lebt und keine Kontakte zur Au�enwelt w�nscht?

Nun mag es ja einzelne Gruppen geben, die aus geschichtlich bedingten Gr�nden noch etwas abgeschottet leben (na und, wenn sie dabei keinen anderen st�ren?), wie einige russlanddeutsche oder einige �beralterte Gemeinden, aber f�r die Masse der Evangelikalen ist die Aussage fern jeder Realit�t: Evangelikale haben normale Berufe, sind also Schreiner, Rechtsanw�lte, �rzte und Kassierer (und ihre weiblichen Entsprechungen), sind in der Wirtschaft allgegenw�rtig, sie setzen sich sozial �berwiegend f�r Nichtevangelikale ein (z. B. an vorderster Front f�r Arme und f�r HIV/AIDS-Kranke) und sind mit den Folgen der Globalisierung gesegnet, wie kaum eine andere Gruppe.

Warum trotzdem reagieren?

Warum dann �berhaupt reagieren? Ganz einfach: Wenn alles in die Tat umgesetzt w�rde, was die Journalisten fordern, w�re es morgen nicht direkt verboten, aber praktisch unm�glich, evangelikal zu sein, zumindest in der �ffentlichkeit. Unsere Religionsfreiheit und unsere Meinungs- und Pressefreiheit w�re dahin und zwar ganz gleich, zu welcher der ungez�hlten, sich teilweise theologisch misstrauenden Richtungen man geh�rt. Und �bermorgen w�rde jede etwas �berzeugter auftretende Religiosit�t kontrolliert und behindert. Verfolgung religi�ser Minderheiten (wie von Minderheiten �berhaupt) beginnt weltweit mit Desinformation, geht dann in konkrete Diskriminierung �ber und endet mit konkreter Verfolgung. Die Autoren betreiben die Desinformation bereits im gro�en Stil und fordern unverbl�mt die Diskriminierung im gro�en Stil (Evangelikale sollten keine Medien, keine Politikerkontakte, keine Ver�ffentlichungsm�glichkeiten haben, ihnen sollten Gemeinn�tzigkeit und Unterst�tzung aus Steuergeldern entzogen werden, ihre Schule sollten strenger reglementiert werden usw.) Solch weitgreifende Beschr�nkungen hat in Deutschland schon lange keiner mehr gegen eine Religionsgemeinschaft gefordert!

Wenn ich mich also f�r andere evangelikale und andere christliche Str�mungen einsetze, die ich theologisch gar nicht teile, dann deshalb, weil ich die politische Marschrichtung der Autoren f�r h�chst gef�hrlich halte. Religionsfreiheit ist bei ihnen nicht mehr vom Rechtsstaat abh�ngig – die Autoren kritisieren ja gerade Beh�rden, die entschieden haben, dass die Evangelikalen nicht gegen Gesetze versto�en. Religionsfreiheit ist dann noch nicht einmal vom Wohlwollen anderer Kirchen abh�ngig – denn auch die EKD wird fortlaufend kritisiert, dass sie zu eng mit den Evangelikalen verbandelt sei. Sondern die Religionsfreiheit ist dann allein vom Wohl und Wehe schlecht und recht recherchierender und religi�s kaum beschlagener Journalisten abh�ngig, und zwar auch nur von denen einer bestimmten politischen Couleur. Das Hudson-Institut in Washington und die Oxford University Press haben gerade in dem Buch „Blind Spot: When Journalists Don’t Get Religion“ (hg. von Paul Marshall u. a.) detailliert dokumentiert, dass viele Journalisten religi�se Themen sehr oberfl�chlich abhandeln, weil sie aufgrund ihrer Arbeitsweise selten in die eigentliche Religiosit�t eindringen und die vielen verschiedenen religi�sen Richtungen kaum auseinander halten k�nnen. Und diese Journalisten sollen in Zukunft �ber Wohl und Wehe religi�ser Bewegungen entscheiden – und tun es schon, weil sie durch ihre Verurteilungen unwiderrufliche Fakten schaffen. Ich kann jedenfalls nur jeden religi�sen Menschen in Deutschland warnen, sich der Schelte von Lambrecht und Baars anzuschlie�en, und dadurch zu hoffen, selbst nicht in die Schusslinie zu geraten. Sie k�nnten schneller von der Gnade der Journalisten abh�ngen, als ihnen lieb ist.

Die vierte Gewalt


Die Medien als vierte Gewalt w�rden hier Realit�t, die an die Entscheidungen der anderen Gewalten nicht gebunden w�ren, wenn sie diese f�r zu lasch hielten. Denn die Autoren kritisieren Evangelikale als Prozesshanseln, nur weil diese in einem einzigen Fall einmal vor Gericht gingen (MG 66), wo das doch jedermanns gutes Recht ist, das die Evangelikalen sonst praktisch nie (und meines Erachtens viel zu selten) in Anspruch nehmen. Vom kleinen Verein W�stenstrom hei�t es n�mlich: „Kritiker m�ssen mit Klagen rechnen“ (MG 66). Ich sehe schon die dort genannten Medien SWR, Hannoversche Allgemeine Zeitung und taz vor ‚W�stenstrom‘ erzittern, einem Verein, der ein so kleines Budget hat, dass er seine Mitarbeiter kaum bezahlen und schon gar nicht langwierige Prozesse f�hren kann.

Nun k�nnten die Medien als vierte Gewalt ja immer noch durch andere Medien kritisiert werden, aber dass die Evangelikalen eigene Medien haben und s�kulare Medien informieren, wird von den Autoren ja auch sch�rfstens angegriffen (MG 161-182) und ihr Ziel ist es offensichtlich, den Evangelikalen jeden Zugang zu eigenen oder anderen Medien abzuschneiden! Gut, dass Deutschland nicht so ist, wie die Autoren es gerne h�tten.

Hat eigentlich schon einmal jemand dar�ber nachgedacht, dass die Medien wie ordentliche Gerichte Karrieren zerst�ren k�nnen und zerst�ren, ihre Verdammungsurteile aber nicht, wie die sonstigen Staatsgewalten, selbst wieder einer �berpr�fung durch Rechtsinstanzen unterliegen Nur Negatives – ein nutzloser Teil der Gesellschaft Die Autoren haben beschlossen, �ber die Evangelikalen nur Negatives zu berichten. Auf 240 Seiten wird kein einziges Wort aus evangelikalem Mund zitiert, das Zustimmung verdient, keine gute Tat erw�hnt, die des Lobes w�rdig w�re (etwa ihr enormes Engagement in der Diakonie), kein einziger guter Aspekt genannt. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was das negative Bild irgendwie auch nur ein kleines bisschen entlasten k�nnte.

Die Evangelikalen scheinen ein gef�hrlicher und nutzloser Teil der Gesellschaft zu sein. Dem Leser muss verborgen bleiben, warum viele im Buch genannten Kr�fte trotzdem mit den Evangelikalen zusammen arbeiten. Warum etwa der Generalsekret�r der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, sich am 11.10.2007 mit evangelikalen Leitern aus aller Welt traf und namentlich den Einsatz der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) und ihrer Micha-Initiative als wesentlichen Beitrag zur weltweiten Armutsbek�mpfung und zur Betreuung von durch HIV/AIDS Betroffene lobte, muss dem Leser des Buches schleierhaft bleiben.

Dabei wird den Evangelikalen oft zur Last gelegt, was allgemeine Ph�nomene in unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen sind? So ist dauernd von gef�hrlichen Autorit�tsstrukturen in Freikirchen die Rede. Ausgerechnet die Freikirchen mit ihren viel flacheren Leitungsstrukturen und ihrem Wahlrecht f�r alle Gemeindeglieder (oft seit Jahrhunderten!) werden an den Pranger gestellt. Aber leider stimmt es, dass das, was in der ganzen Gesellschaft �blich ist, auch in unseren Gemeinden anzutreffen ist. So wie es autorit�res Gehabe, Machtk�mpfe und Abh�ngigkeiten in Politik, Wirtschaft, Medien und Familien gibt, so leider auch bei uns. Nur warum wollen denn dann die Journalisten nur die Evangelikalen beschr�nken und kontrollieren? Warum nicht alle, die auf ihre Macht pochen und Gehorsam erwarten? Warum nicht alle Machtmenschen?

Kein realistisches Bild – keine echte Forschung

Der Leser des Buches erh�lt auch nicht andeutungsweise ein halbwegs realistisches Bild der evangelikalen Bewegung. Nirgends wird ein �berblick gegeben, wer zur evangelikalen Bewegung geh�rt, welche Gemeinsamkeiten sie hat und zu welchen Fragen es eine gro�e Bandbreite innerhalb der Bewegung gibt. Nirgends wird unterschieden, wer zu den Mainstream-Evangelikalen geh�rt, die etwa im Rahmen der Evangelischen Allianz miteinander und mit anderen Christen zusammenarbeiten, und wer zu kleinen Randgruppen, die gar nicht zur evangelikalen Welt geh�ren wollen und mit evangelikalen Christen nicht zusammenarbeiten. Der Leser erstickt in Details und �bersieht dabei, dass die Autoren forschungsm��ig nichts �ber die Bewegung an sich beizutragen haben.

Man �berlege einmal, man w�rde ein Buch �ber die CDU schreiben, in der man nur in endloser Folge Revue passieren lie�e, was CDU-Politiker seit 1949 Merkw�rdiges gesagt oder getan haben, und zwar unabh�ngig davon, ob sie es als CDU-Politiker und mit R�ckendeckung der Partei getan haben oder nur privat. Man w�rde aber im gleichen Atemzug kein Wort �ber die Parteigeschichte und das Parteiprogramm verraten. Man w�rde nichts dar�ber schreiben, was die CDU zum Aufbau der BRD beigetragen hat und dass sie viele Jahre den Bundeskanzler bzw. die Bundeskanzlerin gestellt hat. Am Ende w�rde die CDU schlecht dastehen, �ber die CDU selbst h�tte der Leser trotz ungez�hlter Fu�noten nichts erfahren. Nirgends wird zusammenh�ngend dargestellt, wie sich die Evangelikalen selbst verstehen. Nirgends wird referiert, was eigentlich eine Freikirche ist, nirgends einmal aufgezeigt, welche Freikirchen es eigentlich gibt. Nirgends wird zusammengefasst, was Evangelikale in ihren politischen Stellungnahmen eigentlich wirklich anmahnen, dass etwa eine ihrer gr��ten Aktionen MICHA ist, eine Initiative zur Armutshalbierung weltweit nach den Milleniumszielen der UN.

Es wurde auch nicht erforscht: Wo sind die geografischen Schwerpunkte der Evangelikalen? Wie stehen die Freikirchen in Deutschland im Einzelnen zu den Evangelikalen? (Im Buch werden sie ihnen pauschal zugeschlagen, was Unsinn ist und nur bei einigen Freikirchen ihrem Selbstverst�ndnis entspricht.) Was sind die sozialpolitischen Forderungen der Evangelikalen? Das Buch versucht gar nicht erst, dem nahe zu kommen, sondern geht davon aus, dass Evangelikale jede ihrer ethischen Normen per Gesetz durchsetzen wollen. Das ist nat�rlich Unsinn, weil gerade die Evangelikalen betonen, dass man nur durch pers�nlichen Glauben und nicht per Verordnung „Heiligung“ erlangen kann und sich traditionell weniger politisch denn pers�nlich f�r andere engagieren.

Denn ein Grundsatzfehler durchzieht das ganze Buch: Die Autoren schlie�en automatisch von religi�sem auf politischen Fundamentalismus. Das ist aber falsch. Ein katholischer Politiker oder ein gl�hender Anh�nger des Dalai Lama kann sehr wohl zwischen dem unterscheiden, was er dem Lehramt des Papstes oder dem Dalai Lama schuldet und was er gemeinsam mit anderen Menschen politisch umsetzen will und kann oder als demokratische Setzung akzeptiert.

Denn l�ngst nicht alles, was ein religi�ser Mensch f�r richtig h�lt, will er auch in der Politik durchsetzen. Das Problem der Anh�nger der evangelikalen Bewegung in ihrer Geschichte und in Teilen bis heute ist doch eher, dass sie sich von der Politik fernhalten und anderen das Gestalten der Gesellschaft �berlassen. Gerade dadurch sind sie aber f�r Demokratien ungef�hrlich, wenn man nicht den Anteil der Nichtw�hler als gef�hrdend ansehen will.

Nehmen wir als Beispiel die russlanddeutschen Evangelikalen in Deutschland. Sie arbeiten oft noch nicht einmal mit anderen Evangelikalen zusammen. Dennoch stammen sie �berwiegend aus der ganz oder teilweise pazifistischen Tradition der Mennoniten und Baptisten und sind deswegen in punkto Gewalt oder Missbrauch der Politik v�llig ungef�hrliche Kirchen. Ihre Arbeitsmoral l�sst sie wirtschaftlich bestens integriert sein, wie gerade wieder das Statistische Bundesamt festgestellt hat. Sie m�gen im religi�sen Sinne Fundamentalisten sein, im politischen Sinne sicher nicht. Denn gerade wenn Fundamentalismus bedeutet, den Ursprungszustand der Religion gegen die Moderne wiederherzustellen zu wollen, entsteht im christlichen Bereich mit dem Ideal der v�llig unpolitischen Urgemeinde in Jerusalem eine eher pazifistische Bewegung.

Unsere Demokratie lebt auch davon, dass zwischen �ffentlichem Recht und privater Moral unterschieden wird. Ob ein B�rger die jeweiligen moralischen Grundlagen eines Gesetzes teilt, ist zweitrangig, solange er sich daran h�lt. Jeder kann privat ganz andere moralische Ma�st�be f�r richtig halten, also etwa Vegetarier oder Pazifist sein und sogar privat so leben. Warum soll das nicht f�r die Evangelikalen gelten? Was �brigens auch falsch ist und durch keine Belege der Autoren gest�tzt wird, ist der st�ndige Hinweis darauf, die Evangelikalen seien in j�ngster Zeit dramatisch am Wachsen. Das mag im globalen S�den gelten, in Deutschland ist die Zahl seit Jahrzehnten stabil, sofern man �berhaupt davon sprechen kann, dass jemand die Zahl der Evangelikalen gez�hlt habe. Die Evangelikalen sind nicht „mittlerweile“, sondern seit langem beim Stand von heute. Nicht, dass ich ihnen keinen „Zulauf“ w�nschte, aber Realit�t ist er nicht. Die Selbstangabe der Deutschen Evangelischen Allianz von 1,4 Mio. ist eine uralte Zahl. Damit entf�llt auch das Argument, die Evangelische Kirche arrangiere sich mit den Evangelikalen, weil sie so viele seien. Die Kirche selbst nennt andere Gr�nde, zum Beispiel, dass sich Kirche und Evangelikale aufeinander zu bewegt h�tten, die Kirche, indem sie Mission nicht mehr verdamme, die Evangelikalen, indem sie sich nicht mehr aus der Abgrenzung heraus definierten.

Keine faire Berichterstattung

Nirgends wird auch nur andeutungsweise eine faire Berichterstattung versucht. Der ganze Text ist von einem dauerhaften polemisch-ironischen Unterton gepr�gt, so also w�rde dauerhaft der Untertitel mitlaufen: „Ja, ist denn das die M�glichkeit, kann das nicht mal sofort jemand verbieten?“

Nirgends wird versucht, evangelikale Positionen so zu beschreiben, dass sich Evangelikale darin wieder finden. Nirgends im Buch wird – nach journalistischer Ethik und nach akademischem Standard – zwischen Darstellung und Kommentar unterschieden. Ein unbedarfter Leser, der anschlie�end evangelikale Gottesdienste besucht, in den �berreichen evangelikalen Buchmarkt eintaucht oder eine evangelikale Beratungsst�tte aufsucht, wird dort eine ganz andere Welt vorfinden.

Immer wieder wird der EKD und anderen kirchlichen Einrichtungen der Vorwurf gemacht, mit den Evangelikalen zusammenzuarbeiten oder diese zu decken. Offensichtlich ist es den Autoren trotz zahlreicher Versuche nicht gelungen, Kirchenf�hrern Worte zu entlocken, die ihre Sicht der Evangelikalen unterst�tzen w�rde. Nirgends aber lassen die beiden Journalisten den Leser Einblick nehmen, warum denn kirchliche Stellen – oder aber auch die kritisierten Bundes- und Landespolitiker – zwar Aussagen und Handlungen einzelner Evangelikaler kritisieren, nicht aber die Evangelikalen verwerfen oder gar als Gefahr ansehen.

„Fundamentalisten wollen keinen echten Dialog auf Augenh�he, sie wollen andere von ihrer Sicht der Dinge �berzeugen, sie missionieren.“ (MG 197), hei�t es bei Lambrecht und Baars. Nun sind das zun�chst einmal zwei Dinge, ob man �berzeugen will oder ob man keinen echten Dialog m�chte. Aber auch f�r letzteres bleiben die Autoren den Beweis schuldig. Was sie allerdings treiben, l�dt nicht unbedingt zum Dialog ein. Sie verurteilen die Evangelikalen dauernd in Bausch und Bogen, lassen es so massiv an jeder Differenzierung fehlen, dass ich mich frage, wo da ein Dialog herkommen soll. Dialog hei�t doch, dass man zun�chst miteinander redet und die Argumente beider Seiten h�rt, nicht, dass einer automatisch klein bei gibt, andernfalls er als dialogunf�hig gilt.

Ich befinde mich dauernd und ernsthaft im Gespr�ch mit Atheisten und Juden, Muslimen und Katholiken, an Universit�ten und in politischen Gremien bei EU und OSZE, beim Weltkirchenrat und Vatikan. Leider gibt es unter Evangelikalen (wie unter allen Menschen) auch solche, die sich lieber nicht einer ernsthaften Diskussion stellen, aber dass die hochgradig globalisierte weltweite evangelikale Bewegung nur mit Ihresgleichen diskutiere, ist fern jeder Realit�t.

Der Leser wird manipuliert

Der ganze Text ist systematisch manipulativ. So habe ich das ganze Buch einmal nur auf die Titelfrage hin durchgesehen. Wenn immer ein Evangelikaler einen anerkannten Professorentitel hat, fehlt der (z. B. bei Christine Schirrmacher, Werner Gitt S. 87, Wolfgang Stock) oder es hei�t nur „wird ... als ‚Hochschullehrer ...‘ vorgestellt“ (S. 166). Bei Gegnern der Evangelikalen werden deren Professorentitel, so sie welche haben, immer angegeben, oft herausgestellt, und auch sonst jeweils gesagt, warum ihr Wort gewichtig ist. Kein Evangelikaler, der zitiert wird, wird als ernst zu nehmende Pers�nlichkeit zitiert, sondern immer so, dass der Leser schon von der Beschreibung und Vorstellung einer Person her voreingenommen ist.

Von religi�sen Analphabeten geschrieben

Das Buch ist offensichtlich von religi�sen Analphabeten geschrieben. Vieles, was verurteilt wird, ist weniger den Evangelikalen, noch nicht einmal nur den Christen, sondern �berhaupt der Welt der Religion zuzuordnen. Wenn darauf verwiesen wird, dass das Bundesverfassungsgericht sich „mehrfach mit sogenannten ‚Geistheilern‘ befasst“ (MG 19) hat, scheint den beiden Journalisten nicht bekannt zu sein, dass es sich in keinem Fall um Evangelikale, ja noch nicht einmal um Christen handelte und die von ihnen angedeutete Parallele nicht nachzuvollziehen ist. Das ganze Buch atmet den Geist nichtreligi�ser, ja religionskritischer Menschen, denen Religi�ses insgesamt einfach fremd ist und die pers�nliche Spiritualit�t als das Unverstandene, Fremde und Andersartige sp�ttisch bel�cheln.

Die Unkenntnis der Autoren �ber die Vielgestaltigkeit gro�er religi�ser Bewegungen, insbesondere solcher, die keinerlei autoritative Leitung oder ein Lehramt haben, ist erst recht offensichtlich.

Dramatisch wird beispielsweise �ber die Evangelikalen berichtet: „Sie bekennen sich zu Jesus. Doch er gilt nicht nur als Erl�ser der Christen, sondern als Retter der ganzen Welt.“ (MG 9). So schreibt nur jemand, der das Christentum nicht kennt, denn so steht es im Glaubensbekenntnis aller Konfessionen.

„Evangelikale glauben au�erdem, dass Jesus auf die Erde zur�ckkehren wird.“ (MG 14) Das ist nat�rlich richtig, wird aber dadurch windschief, dass nicht gesagt wird, dass das alle Christen glauben, ja im �brigen sogar die Muslime. Der Leser, der das Christentum nicht kennt, wird so fortlaufend falsch informiert, weil er nach Lesen des Buches ungez�hlte dogmatische und ethische Positionen f�r typisch evangelikal h�lt, die typisch christlich sind.

Zur Pfingstbewegung wird abf�llig berichtet: „Sie singen und tanzen, um damit Gott zu loben.“ (MG 12) Was da als pfingstkirchlicher Gottesdienst beschrieben wird – sicher vom Stil her etwas, das in Deutschland nur ein Teil der Evangelikalen begr��t –, ist etwa in Afrika die Regel in Gottesdiensten aller Konfessionen. Und dann zeigt sich wieder die religi�se Halbbildung, wenn es hei�t: „Die Bewegung geht auf eine Geschichte des Neuen Testaments zur�ck. Danach erschien den J�ngern Jesu zu Pfingsten der Heilige Geist ...“ (MG 12). Nun werden sich die Pfingstgemeinden sicher freuen zu h�ren, dass ihre Bewegung unmittelbar auf Pfingsten zur�ckgeht, aber andere Kirchen werden darauf verweisen, das das Pfingstfest schon 1900 Jahre lang gefeiert wurde, bevor die Pfingstbewegung entstand, und der Heilige Geist seit Pfingsten auf alle, nicht nur auf Pfingstler ausgegossen wurde. Apropos Tanzen: Ich hatte k�rzlich ein Wochenendseminar in der Katholischen Akademie in Aachen. Da parallel ein Vers�hnungstanzseminar stattfand, wurde ein solcher Tanz auch in den Gottesdienst integriert. Das war schon gew�hnungsbed�rftig f�r mich. Aber ich bin selbstkritisch genug zu wissen, dass ich mit meinen steifen Empfindungen in Afrika selten weit komme, und auf die Idee, dass sich hier m�glicherweise Gefahren f�r die Demokratie aufgrund einer zu ekstatischen Religiosit�t anbahnen, bin ich nun wirklich nicht gekommen. Kurzum, emp�rte Feststellungen wie: „Gott wird als alleiniger Sch�pfer von Mensch und Natur gepriesen ...“ (MG 9) – was die Mehrheit der Weltbev�lkerung so sieht – oder „Viele glauben an Wunder und Heilungen – allein durch Gott“ (MG 9) – wobei (tats�chliche oder vermeintliche) Wunder Kennzeichen fast aller Religionen sind – erweisen die Autoren als Menschen, die die Welt der Religion prinzipiell nicht kennen und ernst nehmen. Auch hier noch einmal der Hinweis, dass alle religi�sen Menschen vorsichtig sein sollten, mit den W�lfen zu heulen, sie k�nnten morgen selbst Opfer sein.

Alle in einen Sack – und viele f�lschlicherweise gleich dazu Das Buch wirft „die zweitgr��te christliche Gruppierung“, „etwa eine halbe Milliarde Menschen“ (MG 11) in einen gro�en Sack und haut drauf. Warum man von deren vermeintlicher Gewaltneigung und Intoleranz nicht t�glich etwas in den Nachrichten h�rt, obwohl doch viel kleinere Gruppen die Welt st�ndig in Atem halten, muss dem Leser ein R�tsel bleiben. Auch die 1,4 Mio. Evangelikale in Deutschland, allesamt vermeintlich intolerante, gewaltgeneigte, zum Gesetzesbruch tendierende Fundamentalisten, haben es irgendwie geschafft, in keinem Verfassungsschutzbericht zu stehen, in keiner Kriminalstatistik aufzutauchen und den Leuten im allt�glichen Leben keine Angst zu machen, obwohl sie doch vor anderen religi�sen Gruppen nicht immer zu Unrecht Angst haben.

Und so werden auch f�r Deutschland nichtevangelikale Organisationen wie ‚Aktion Lebensrecht f�r alle‘, alle Freikirchen einschlie�lich der sozial vorbildlich wirkenden Heilsarmee und alles, was irgendwie christlich und nicht angepasst ist, in einen gro�en Sack gesteckt und miteinander verhauen. Jeder haftet hier f�r jeden. Immer wenn es keine aktuellen Beispiele der letzten zehn Jahre gibt, wird auf Beispiele des letzten Jahrhunderts zur�ckgriffen – aber nat�rlich ohne das dem Leser zu sagen. Das Titelbild ist �brigens typischerweise von 1987 und damit 22 Jahre alt, Reinhard Bonnke h�tte sicher gerne ein neues Bild von sich zur Verf�gung gestellt. Und wenn sich f�r Deutschland kein negatives Beispiel findet, wird auf die USA ausgewichen. Ja, bisweilen muss man mal beides kombinieren: uralte Beispiele zitieren, die aus den USA stammen, wie etwa, dass dort bis 1995 Abtreibungskliniken angegriffen wurden (wobei ich bestreite, dass es sich um ein evangelikales Problem handelt – siehe dazu unten).

Schlecht recherchiert macht aus nichtevangelikal evangelikal Das Buch ist trotz der vielen Fu�noten schlecht recherchiert. Viele Angaben sind nicht aus verl�sslichen Originalquellen, sondern aus Zeitungen und Kurzmeldungen entnommen. Fehler, Halbwissen und Vermutungen f�hren dann oft dazu, dass f�r evangelikal gehalten wird, was nicht evangelikal ist. Zwei Beispiele unter vielen m�ssen gen�gen, auch wenn sich eine Vielzahl von irref�hrenden Details zusammenstellen l�sst.

Fehler oder bewusst verk�rzte Darstellungen f�hren immer wieder dazu, dass als rein evangelikal dargestellt wird, was nur teilweise evangelikal, in vielen F�llen sogar �kumenisch ist. „Hauptgesellschafter“ von Bibel-TV ist der angeblich „evangelikale Verleger Norman Rentrop“ (der sich selbst m.W. noch nie so bezeichnet hat, �kumenisch wirkt und Mitglied der EKD-Synode ist), daneben gibt es andere evangelikale Gesellschafter. „Beteiligt sind auch Produktionst�chter der evangelischen und katholischen Kirche“ (MG 179). Was verschwiegen wird: Im Programmbeirat sitzen vier nichtevangelikale Vertreter und ein evangelikaler Vertreter. Der Gesch�ftsf�hrer ist der ehemalige Rundfunkbeauftragte der EKD. Bei Kongressen befindet sich der Stand von Bibel-TV etwa in der Regel in den Stand der EKD integriert. Bibel-TV ist eine Kooperation zwischen Katholiken, evangelischen Landeskirchlern und Evangelikalen, ein wahrhaft �kumenischer Sender.

Die ‚�kumenische Kommunit�t’ Offensive Junger Christen (OJC) wird zum ‚evangelikaler Verein’ geschrumpft (MG 67). Kein Wort davon, dass sie aus der 1968er Bewegung heraus entstanden ist, gewisserma�en fromme Blumenkinder. Kein Wort, dass sie unter anderem durch den Kampf gegen die Apartheid in S�dafrika und durch Friedensinitiativen gro� wurde. Kein Wort davon, dass es sich um eine �kumenische Kommunit�t handelt, bei der katholische, orthodoxe, anglikanische und evangelische Kirchenf�hrer und Professoren ein und aus gehen. Kein Wort davon, dass die OJC Fachverband im Diakonischen Werk der EKD ist. So wird aus der weitl�ufigen Kommunit�t in Reichelsheim mit den unterschiedlichsten Einrichtungen, in dem unter anderem auch Evangelikale stark engagiert sind, ein ‚evangelikaler Verein’. Nur wer die OJC vor Ort besucht, wird den Irrtum sehen. Wenn ich solche Argumente vorbringe, dann nicht, um zu sagen, dass die wirklichen �belt�ter nicht evangelikal seien (‚Heiliger Sankt Florian, bewahr’ mein Haus, z�nd’ andere an.‘), sondern nur, um zu zeigen, wie schlecht die Autoren recherchiert haben bzw. wie selektiv und verk�rzt sie berichten. �berall wo ich – meist mit geringem Aufwand – die Angaben der Autoren �berpr�fen konnte, erwiesen sich die Zitate als korrekt, die Angaben �ber die Organisationen als recht unzuverl�ssig. Bei anderen Journalisten wird dann nicht zuf�llig alles noch platter, etwa wenn es in ‚Das Parlament‘ (30.3.2009, S. 15) hei�t, die Evangelikalen h�tten mit Bibel-TV gar einen eigenen Fernsehsender.

Es wird vorgerechnet, dass 13% bzw. 28% nicht an die Evolutionstheorie glauben, ja sogar 12% der Lehramtskandidaten und 5% der Biologiestudenten (S. 87-88). Und auch wenn wir einmal so tun, als wenn es in unserem Land streng verboten w�re, die Evolutionstheorie anzuzweifeln, daran sollen die Evangelikalen schuld sein, die 1,7% der deutschen Bev�lkerung ausmachen? Und das, wo selbst die ‚Hardliner‘ unter den Evangelikalen wie ‚Wort und Wissen‘ ausdr�cklich die Mikroevolution vertreten und nur die Makroevolution anzweifeln? Und warum verschweigen die Autoren, dass der Prozentsatz der Gegner der Evolutionstheorie unter Katholiken mit Abstand am h�chsten ist (was ich – wohl gemerkt – nicht kritisiere, sondern nur vermerke)? Weil das ihrer scheinbar so eindeutigen und einlinigen antievangelikalen Strategie die Spitze nehmen w�rde? Weil man dann pl�tzlich nicht mehr eine Minderheit ausgrenzen k�nnte, sondern sich mit gro�en gesellschaftlichen Kr�ften auseinandersetzen m�sste?

Die Autoren kennen die Theologen und B�cher der Bewegung nicht Nirgends setzen sich die Autoren mit den f�hrenden Theologen oder anderen Denkern der Bewegung auseinander. J�hrlich werden weltweit hunderte evangelikale theologische B�cher ver�ffentlicht, j�hrlich Dutzende davon auch in deutscher Sprache. Aber die Autoren haben sich nicht die M�he gegeben, auch nur in einige von ihnen hineinzuschauen. Stattdessen zitieren sie Webseiten, eMails und s�kulare Zeitungsartikel. Sie sparen so nat�rlich eine Menge Zeit und ersparen sich auch die viel m�hsamere intellektuelle Auseinandersetzung. Vielleicht ist das ja der Grund, warum die EKD die Einsch�tzung der Autoren nicht teilt, weil sie die theologische Literatur der Evangelikalen und ihre Vordenker kennt, und dies auch und gerade aus der Zweidrittelwelt. Das w�re so, als wenn man 240 Seiten �ber die CDU schriebe, indem man wahllos Aussagen von Mitgliedern zitiert, die Vordenker und das Parteiprogramm aber nirgends erw�hnt.

Wer die Fu�noten der Autoren am Ende durchbl�ttert, wird schnell ern�chtert, denn was zun�chst wie gute Recherche aussieht, entpuppt sich �berwiegend als eine Sammlung von Hinweisen auf Webseiten, eMails, kurze Zeitungsartikel und Meldungen und das normale Handwerkszeug von Journalisten, die sich selten in Fachliteratur zum Thema verirren und selten Zeit haben, die Gegenpartei ausf�hrlich in ihren eigenen Argumenten und Erfahrungen selbst auch zu sich sprechen zu lassen. Spricht das, was jeder Evangelikale privat tut, gegen die Evangelikalen an sich? Im ganzen Buch wird nicht unterschieden, was Evangelikale bef�rworten und was einzelne Evangelikale tun. Nirgends wird gefragt, wie hoch der Zustimmungsgrad unter den Evangelikalen zu bestimmten �u�erungen oder Handlungen ist. So wird der evangelikale Leser zahlreiche Beispiele von �u�erungen und Handlungen finden, die er instinktiv ablehnt, aber erstaunt feststellen, dass sie als typisch evangelikal gelten. Dadurch wird der Eindruck erweckt, jeder Evangelikale sei gleichzeitig ekstatischer Pfingstler, sittsam gekleideter Br�dergemeindler, russlanddeutscher Homeschooler, schlagender Vater, beleidigender Stra�enprediger, schreiender Evangelist usw., als wenn jeder Evangelikale in sich die Meinungen, Handlungen und auch Probleme aller anderen Evangelikalen und Christen vereinen w�rde. Man k�nnte ja auch ein Buch schreiben, wie Journalisten sind und dabei jede Untat eines Journalisten aus 60 Jahren Bundesrepublik Deutschland auflisten und davon ausgehen, dass dann die Autoren des Buches ja wohl genauso sein m�ssten. Man k�nnte auch ein Buch �ber ‚Die Gr�nen‘ schreiben, in dem man alles, was Mitglieder dieser Partei sagen und im Alltag tun, der Ausrichtung der Gr�nen zurechnet. Dann w�ren wir aber immer noch weit vom Vorgehen der Autoren entfernt, weil es bei den Evangelikalen keine �berpr�fbare Mitgliedschaft gibt und die Autoren deswegen jeweils frei w�hlen k�nnen, wen sie den Evangelikalen zurechnen (und wen nicht, wenn das zu positiv auss�he), zumal sie meist keine Begr�ndung daf�r vorbringen, warum sie bestimmte Leute eigentlich zu den Evangelikalen z�hlen. Die Partei Bibeltreuer Christen muss als Beispiel gegen die Evangelikalen herhalten (MG 170-173), das meiste, was gegen sie gesagt wird, ist banal. Verschwiegen wird aber, dass die Partei nur sehr wenige Mitglieder hat und von erstaunlich wenigen Evangelikalen gew�hlt wird, dazu ebenso stark von konservativen Katholiken gew�hlt wird (der erste Mandatstr�ger der PBC war ein Katholik im katholischen Fulda) und von keiner evangelikal gepr�gten Kirche unterst�tzt wird. Nur: Auch wenn ich nicht zu den W�hlern der PBC geh�re: Was da so �ber sie gesagt wird, hat sie nicht verdient und eine Demokratie wird ja wohl eine solche Partei aushalten, solange sie nach Recht und Ordnung funktioniert und nicht verfassungswidrig ist. Man sollte hier vorsichtig sein, denn die PBC ist ja nach deutschem Recht ordnungsgem�� angemeldet und gilt den Beh�rden beileibe nicht als verfassungsfeindlich. Aber richtig ist, dass sich die evangelikalen W�hler �berwiegend auf alle im Bundestag vertretenen Parteien verteilen.

Nat�rlich darf der Fall einer D�monenaustreibung durch ‚Ganzk�rpersalbung‘ einer Frau durch ein Predigerehepaar in N�rnberg, die zu 22 Monaten auf Bew�hrung verurteilt wurden (MG 26-27), nicht fehlen. �bel, �bel, nur welche evangelikale Gruppe hat das jemals f�r gut gehei�en? Die evangelikale Presse jedenfalls hat seinerzeit mit Abscheu �ber die ganze Sache berichtet. Und zum Gl�ck ist es ein Einzelfall geblieben, der aber so dargestellt wird, als k�me er t�glich und �berall vor und sei typisch.

Auf den angeblich typisch evangelikalen Fall eines Vaters, der seinen Sohn get�tet hat, m�chte ich weiter unten eingehen, obwohl er sch�n belegt, dass das Verbrechern eines einzelnen Evangelikalen zum Wesenszug aller Evangelikalen hochgerechnet wird – ein typisches Vorgehen, wenn man Minderheiten diskriminieren will. Ein moralinsaures Buch beklagt sich �ber Ethik und verschweigt den eigenen Standpunkt Das Buch ist moralinsauer. W�hrend den Evangelikalen vorgeworfen wird, andere moralisch zu verurteilen und h�ufig von S�nde zu sprechen, stehen die Autoren selbst fortw�hrend mit erhobenem moralischen Zeigefinger da und reden vom hohen Ross. Sie selbst scheinen alles richtig zu wissen und zu machen. Dabei lassen die Autoren v�llig offen, woher eigentlich ihre Moral kommt, wie sie �berhaupt v�llig verschweigen, wo sie weltanschaulich oder religi�s stehen. So jedenfalls kann man keinen Dialog f�hren.Die Autoren argumentieren dabei oft mit Worth�lsen: „Der christliche Fundamentalismus kann damit auch als Gegenkonzept zur Moderne verstanden werden.“ (MG 10). Das sagt sich nat�rlich sch�n, aber wer oder was ist denn die „Moderne“, wo wir doch l�ngst in der Postmoderne oder gar danach leben? Die Autoren machen sich gar nicht erst die M�he zu beschreiben, was sie eigentlich damit meinen. Klingt doch gut: die sind unmodern. Und wo steht die „Moderne“ als Fixpunkt im Grundgesetz, von der man nicht abweichen darf? K�nnte man Greenpeace oder Attac nicht ebenso vorwerfen, fundamentalistisch nicht die moderne Realit�t akzeptieren zu wollen? Es gibt angeblich bei den Evangelikalen nur Gut und B�se. H�tten die Autoren einmal in die theologischen B�cher der Evangelikalen geschaut (die sie v�llig ignorieren), h�tten sie etwas anderes gefunden. Mein Buch ‚F�hren in ethischer Verantwortung: Die drei Seiten jeder Entscheidung‘ geht lang und breit darauf ein, dass es neben der grunds�tzlichen Ethik der Normen und Werte die Situationsethik und die Ethik der pers�nlichen Gewissensentscheidung gibt, alles sowohl in der Bibel, als auch in einer langen theologiegeschichtlichen Tradition vorgegeben. Luthers ‚Adiaphora‘ (Fragen, die von keiner grunds�tzlichen ethischen Norm betroffen sind und zu denen auch der Christ keine abschlie�ende Antwort geben kann), spielen im Pietismus und Evangelikalismus ebenfalls eine gro�e Rolle. Zu den meisten Fragen der s�kularen Welt haben Evangelikale – wie andere christliche Bewegungen auch – keine nicht hinterfragbare Antwort, sondern auch in ihrer Mitte verschiedene Sichtweisen, die miteinander im Gespr�ch sein m�ssen. Die biblische Aussage: „Wo viele Berater sind, da nimmt es ein gutes Ende“ (Spr�che 11,14; 15,22; 24,6) nehmen die Evangelikalen sehr ernst. Zu ‚Gut und B�se’ muss ich doch auch noch anmerken: Es sind die Autoren selbst, die nur Gut und B�se kennen. Gut sind n�mlich sie, b�se die Evangelikalen, und zwar so ohne Abstriche hundertprozentig, dass – wie schon festgestellt – nirgends ein gutes Wort �ber sie steht.

Eine unwissenschaftliche und unbrauchbare Fundamentalismusdefinition – gemeint sind alle �berzeugten Christen und Religi�sen

Das Buch arbeitet mit einer v�llig unwissenschaftlichen und unbrauchbaren Fundamentalismusdefinition: „Doch Fundamentalismus bedeutet zun�chst einmal, kompromisslos nach bestimmten religi�sen oder politischen Grunds�tzen zu leben. Fundamentalisten halten ihre Form des Glaubens oder ihre Ideologie f�r die einzig richtige und einzig wahre.“ (MG 8) Nach dieser Definition d�rfte es auf dieser Welt nur wenige Nichtfundamentalisten geben. Tats�chlich aber ist es willk�rlich, wen man jeweils als „kompromisslos“ und rechthaberisch versteht und wen nicht. Auf zwei Seiten werden sechs Kennzeichen aufgelistet, warum „die meisten Evangelikalen“ Fundamentalisten sind, n�mlich weil sie ihre Religion f�r die einzig richtige halten, Lebensregeln haben und deren �bertretung S�nde nennen, an die Wiederkunft Jesu glauben, an das B�se glauben, die Gesellschaft ver�ndern wollen und ihre �berzeugungen weitergeben wollen (MG 13-15). Einmal abgesehen davon, dass es sich hier um eine willk�rliche und von wenig Fachwissen gepr�gte Auswahl handelt: Was hier beschrieben wird, gilt f�r alle katholischen und orthodoxen Kirchen und den �berwiegenden Teil der protestantischen Kirchen weltweit. Oder kurzum: Am Pranger der beiden Journalisten steht hier eigentlich durchg�ngig jedes �berzeugte Christsein. Es soll sich dabei keiner vormachen, damit w�ren nur die Evangelikalen gemeint. Die Logik der Autoren l�sst sich beliebig auf andere christliche und �berhaupt religi�se Gruppen �bertragen.
Was da als Fundamentalismus definiert wird, gilt ebenso f�r den Papst wie f�r den Dalai Lama, aber auch f�r Menschenrechtler, die bestimmte politische Auffassung ‚kompromisslos‘ vertreten und f�r der Diskussion enthoben erachten. Wird nicht bei uns in Deutschland zum Gl�ck das Folterverbot kompromisslos vertreten? Oder sollte man da in Zukunft etwas gro�z�giger sein, um nur nicht als Fundamentalist zu gelten?
An dieser Stelle sei auch auf den auff�lligen Umstand hingewiesen, das die Autoren konsequent die katholische Kirche au�en vor lassen. W�hrend die evangelischen Landeskirchen h�ufig erw�hnt wird, k�nnte man den Eindruck bekommen, dass es in Deutschland kein katholisches Christentum gibt. Warum dies? Warum nicht entweder einige katholische Stimmen gegen die Evangelikalen oder umgekehrt eine Katholikenschelte, weil sie entweder �hnliche Positionen teilen oder nicht scharf genug gegen Evangelikale vorgehen? Ich vermute, weil sonst sehr schnell deutlich w�rde, dass die von den Autoren kritisierten ethischen Positionen der Evangelikalen oft dem offiziellen Lehramt der katholischen Kirche entsprechen. Die Autoren arbeiten nach dem Motto ‚Teile und herrsche’. Nur wenn sie die Christenheit spalten, haben sie eine Chance. Die Christenheit macht ihnen das dabei allerdings auch sehr einfach. Solange ein Teil der Christenheit nicht angegriffen wird, wehrt sich dieser selten f�r einen anderen Teil der Christenheit. Leider.

Im �brigen m�sste sich manche Gruppe wehren, die hier unter evangelikal l�uft und es wirklich nicht ist. Die gr��te Lebensrechtsorganisation ‚ALfA‘ (MG 81) ist ebenso wenig evangelikal wie der Bundesverband Lebensrecht, dessen Mitgliedswerke zu 2/3 s�kular ausgerichtet sind. ALfA hat seinen gr��ten Unterst�tzerkreis im katholischen Bereich, daneben finden sich Nichtreligi�se, Evangelikale, Juden und andere.

Die Gemeinschaft ‚Zw�lf St�mme‘ (MG 113-114), die trotz Gef�ngnisaufenthalte der V�ter Homeschooling betrieb, bis Baden-W�rttemberg ihren Unterricht als Privatschule anerkannte, wird zum ersten Mal in der Geschichte den Evangelikalen zugeordnet – wobei im Buch der Ausdruck ‚christliche Fundamentalisten‘ immer so schwammig verwendet wird, dass auch nichtevangelikale und nicht protestantische Gruppen als Negativbeispiele verwendet werden k�nnen, der Leser aber alles bei den Evangelikalen abl�dt. Die ‚Zw�lf St�mme‘ sind R�ckwanderer aus den USA, die aus dem Umfeld der Bruderh�fe und Amish People kommen und zur �kologischen Ern�hrung prinzipiell nur essen, was sie selbst angebaut haben. Die USA steht noch, obwohl Hunderttausenden Amish People dort noch ganz andere Freiheiten zugestanden werden, die Buchautoren sehen aber die Republik in Gefahr, weil 100 �kobauern auf ihren Bauernh�fen ihren – zugegebenerma�en etwas weltfremden – Lebensstil leben wollen. Von ihrer bewundernswerten pazifistischen und �kologischen Tradition erf�hrt der Leser nat�rlich nichts.

Das Buch ist sich in diesem Zusammenhang nicht zu schade, polemisch zu berichten: „Die M�nner tragen Vollb�rte, die Frauen lange Haare und weite R�cke“ (MG 114). Also, die Bartfrisur ist neuerdings in Deutschland wieder vorgeschrieben? Und gilt das dann auch f�r Muslime oder f�r orthodoxe Priester und Bisch�fe? Wird hier nicht bewusst mit – teils gar rassistischen – Ressentiments der Leser gespielt? Ich f�hle mich jedenfalls in meiner Freiheit nicht durch Vollb�rte, M�hnen oder Hahnenk�mme anderer beschr�nkt und finde solche �u�erungen intolerant.

Am Ende fehlt dem Buch der Beweis der Gewaltneigung der Evangelikalen Das Buch versucht Evangelikale immer wieder in den Geruch von gewaltbereiten, gesetzesbrechenden Fundamentalisten zu r�cken. Oft ist auch einfach allgemein von „Fundamentalisten“ die Rede, gemeint sind dann die aller Religionen, ohne dass das deutlich gesagt wird, etwa wenn von Fundamentalisten allgemein gesagt wird: „Deshalb wollen sie ihren Glauben oder ihre Idee verbreiten – einige auch mit Gewalt“ (MG 8-9). Nicht nur, dass solche Aussagen so vage bleiben, sondern f�r Evangelikale k�nnen die Autoren daf�r im ganzen Buch kein einziges wirkliches Beispiel vorbringen. Evangelikale verbreiten ihren Glauben und ihre Ethik nicht mit Gewalt und das haben die Autoren auch nicht widerlegen k�nnen.

Nach vielen Versuchen, Evangelikale in die N�he von Gewalt zu r�cken, ohne belegbare Beispiele daf�r nennen zu k�nnen, kommt nun endlich der Abschnitt „Gewalt im Namen der Bibel“ (MG 76-77). Der „strenggl�ubige Christ“ Karl K. – ob er evangelikal war, bleibt im Nebel und h�tte bei der Schwere des Arguments wenigstens etwas Recherche verdient – ersticht seinen Sohn, weil sein Sohn das Haus verlassen wollte, um eine 13j�hrige zu vergewaltigen. Der Vater wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Die ganze Geschichte wird dabei nicht aus den Gerichtsakten entnommen, sondern aus Kurzmeldungen des Spiegels und der L�becker Nachrichten. Denn die Autoren interessiert wohl kaum, was wirklich passiert ist, sondern wie sie Stimmung machen k�nnen.

Aber ordnen wir das Ganze einmal den Evangelikalen zu: Eine einzelne Familientrag�die, offensichtlich die einzige aus den letzten Jahrzehnten, die zu finden war und die alle Evangelikale verurteilen und bedauern werden, wird als typisch f�r sie hingestellt. Evangelikale vertreten, dass alle Menschen, auch sie selbst S�nder sind. Deswegen ist es f�r sie keine �berraschung, dass auch Evangelikale zu B�sem f�hig sind. Etwas so B�ses wie Mord scheint dann aber doch unter Evangelikalen etwas seltener als sonst vorzukommen, sonst h�tten die Autoren sicher viel mehr Beispiele vorgebracht. Also: In Jahrzehnten ein verabscheuungsw�rdiger M�rder und damit ist bewiesen, dass alle Evangelikale einen Hang zu religi�sen Morden haben? Und was soll mit dem Beispiel gesagt werden? Hier wird eine schreckliche Familientrag�die instrumentalisiert, um so zu tun, als w�re es typisch evangelikal, seinen Sohn im Namen der Bibel zu erstechen. Wenn dem so w�re, m�sste es aber in den letzten 50 Jahren und bei 1,4 Mio. Evangelikalen im Land st�ndig neue F�lle geben. Und ist die evangelikale Bewegung f�r alles verantwortlich, was einzelne Evangelikale (oder angebliche Evangelikale) tun? Ist jede Steuerhinterziehung durch Evangelikale – und die gibt es sicher – ein Beweis gegen sie? Oder muss man nicht viel mehr fragen, wof�r die evangelikale Bewegung �ffentlich einsteht – unabh�ngig, ob sich jeder daran h�lt?
Wenn in muslimischen Familien h�ufiger Ehrenmorde vorkommen, die dabei von den T�tern noch als rechtens verteidigt werden, wird zu Recht gefordert, daf�r nicht pauschal alle Muslime haftbar zu machen. Wenn ein Vater seinen Sohn ersticht, der m�glicherweise evangelikal war, und wenn diese Tat noch nicht einmal von irgendjemand als rechtens verteidigt wird, m�ssen Millionen Evangelikale darunter leiden?

Zu weiteren Gewaltvorw�rfen

F�r die vermeintliche Gewalt gegen Abtreibungskliniken m�ssen die Autoren auf die USA verweisen und dazu ausschlie�lich Zeitungsartikel aus den 1990er Jahren zitieren (MG 79 + 212). Ich habe in einer eigenen Untersuchung (s. Angaben am Ende dieser Stellungnahme) gezeigt, dass selbst f�r die USA die Fakten dagegen sprechen, dass es sich bei den wenigen Morden an Abtreibungs�rzten bis Mitte der 1990er Jahre um evangelikale Taten handelte. Aber da das ganze Buch ja um Evangelikale in Deutschland geht: Warum wird direkt zur deutschen Lebensrechtsbewegung �bergegangen und dem Leser verschwiegen, dass in Deutschland nie dergleichen geschah, ja noch nicht einmal die Wand einer Abtreibungsklinik beschmiert wurde? Weil man eben offensichtlich gerne h�tte, dass die Evangelikalen gewaltt�tig sind. Von dort geht der Weg direkt zu einem einzelnen Evangelikalen, der verurteilt wurde, weil er einen Frauenarzt als „Folterknecht“ und „Berufskiller“ bezeichnete und Flugbl�tter gegen Abtreibungs�rzte verteilte. Wieder fehlt jeder Beleg, dass eine nennenswerte Zahl von Evangelikalen, eine Kirche oder die Deutsche Evangelische Allianz das Vorgehen gutgehei�en habe. Tats�chlich handelt es sich um einen ausgesprochenen Einzelg�nger. Sein Vater wird �brigens „Pfarrer einer Freikirche“ (MG 85) genannt (der Professorentitel wird wie immer galant verschwiegen), als wenn damit automatisch belegt sei, dass sein Sohn im Einverst�ndnis mit dem Vater handele (was in diesem Fall nicht so ist) und suggeriert wird, es handele sich um eine evangelikale Kirche. Die Selbst�ndig Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland ist zwar eine Freikirche, versteht sich selbst aber nicht als evangelikal und entstammt historisch einer v�llig anderen Entwicklung (n�mlich der Ablehnung der Union der lutherischen und reformierten Kirchen im 19. Jh.).

Angeblich bef�rworten Evangelikale ‚k�rperliche Z�chtigung‘ (MG 50-51) – was wieder nur f�r einen Teil zutrifft und zudem dann immer noch von der Frage unterschieden werden muss, ob sie es deswegen auch h�ufiger tun als andere, die es theoretisch ablehnen. Nun gibt es in unserem Land leider Misshandlung von Kindern und Gewalt in Familien. Und sicher sind davon Evangelikale nicht ausgenommen, die ja wie gesagt – nach eigener Lehre – auch S�nder sind. Aber so zu tun, als w�rden die Evangelikalen ihre Kinder vermehrt schlagen, ohne eine einzige Untersuchung vorzulegen, zeigt, das man immer nur findet, was schon vorher feststand. Leider gibt es Untersuchungen dazu nur in den USA. Sie zeigen, dass Evangelikale ihre Kinder (unabh�ngig wie sie zur Z�chtigungsfrage stehen) seltener als im Landesdurchschnitt schlagen, sondern ihre Erziehung �berwiegend auf Liebe, G�te und Vergebung aufbaut. Aber die Autoren begeben sich ja nicht auf die viel m�hsamere Suche nach der soziologischen Realit�t, sondern suchen nur vordergr�ndige Argumente. Es werden „geh�ssige Mails“ (MG 67) gegen Kritiker der Evangelikalen angef�hrt. Es tut mir ja um jedes wirklich drohende und h�ssliche Mail leid, aber erstens m�sste ja erst einmal �berpr�ft werden, von wem die stammen und zweitens bekommt die doch heute fast jeder, der eindeutige Positionen vertritt. Man muss nur einmal die Kommentare unter den Artikeln auf den Webseiten der Zeitungen und Magazine lesen, auf denen w�ste Beschimpfungen und Beleidigungen so normal geworden sind, dass man sich wundert, dass sich da noch Leute beschimpfen lassen. Auch was sonst im Web und per Mails, in Kommentaren und Blogs Menschen an �bler Gosse �bereinander ausbreiten, ist schlimm. Evangelikale sollten sich nicht daran beteiligen. Aber als Argument gegen sie taugt das kaum, wenn man es dann nicht gegen alle anf�hrt.

Keine Gewalt gegen Homosexuelle belegt

�ber viele Seiten wird die Sicht kritisiert, dass praktizierte Homosexualit�t S�nde sei. Nur eines gelingt den Autoren nicht: Evangelikale in irgendeiner Weise mit Gewalt gegen Homosexuelle in Verbindung zu bringen! Denn zur Moral der Evangelikalen geh�rt die Gewaltlosigkeit, das Gewaltmonopol geh�rt ausschlie�lich dem Staat. Auch erf�hrt der Leser nicht, dass Evangelikale ihre Sicht der Homosexualit�t mit der katholischen und allen orthodoxen Kirchen teilen, die ebenso wenig f�r Gewalt gegen Homosexuelle sprechen oder an solcher beteiligt sind. Nach meiner Z�hlung wird in dem Buch an 170 Stellen eigens darauf hingewiesen, dass Evangelikale Homosexualit�t f�r S�nde halten, obwohl es dazu sowieso ein eigenes Kapitel im Buch gibt und die Sache selbst ja unstrittig ist. Wie eine Schallplatte kommt immer wieder derselbe Vorwurf. Doch ich ersehe daraus auch etwas anderes: Mehr als diesen Vorwurf k�nnen die Autoren nicht belegen. Kein einziger Beleg f�r Gewalt gegen Homosexuelle. Kein Beweis f�r eine Gesetzesinitiative gegen Homosexuelle. Ab und zu mal, dass sich ein Homosexueller in einer Gemeinde unter Druck gesetzt gef�hlt hat, aber Religionsgemeinschaften geh�rt man in unserem Land freiwillig an und in keinem Fall ist von echten Repressalien die Rede.

Wer ist hier die Minderheit?

Noch ein Wort zur st�ndig wiederkehrenden Behauptung, die Evangelikalen w�rden die Minderheit der Homosexuellen verfolgen. Einmal ganz davon abgesehen, dass die Evangelikalen keine Homosexuellen verfolgen und Gewalt und Diskriminierung gegen sie ausdr�cklich ablehnen und lediglich Homosexualit�t wie viele andere Dinge f�r moralisch falsch halten: Das Ganze stellt die Tatsachen auf den Kopf. Die Evangelikalen stellen nicht nur zahlenm��ig eine Minderheit in Deutschland dar, denen ein Teil der Medien negativ gegen�ber eingestellt ist, sondern sie haben auch keinen Zugriff auf politische oder wirtschaftliche Macht. Die homosexuelle ‚Minderheit’ ist dagegen l�ngst an den Schalthebeln der Macht angekommen. Sie wird auf allen politischen Ebenen aus dem Steueraufkommen unterst�tzt, die Evangelikalen finanzieren sich fast v�llig aus eigenen Spenden. Bundesl�nder und im Bundestag vertretene Parteien werden von bekennenden Homosexuellen gef�hrt, so hoch angesiedelt finden sich keine Evangelikalen. Homosexuelle (differenzierter gesagt: ihre �ffentlichen Vertreter) und ihre Unterst�tzer st�rzen Kandidaten f�r EUKommissariate und viele andere politische �mter, dergleichen Macht fehlt den Evangelikalen v�llig. Homosexuellen stehen die Medien weit offen, sie dort zu verunglimpfen, ist verp�nt. Evangelikale werden nur gelegentlich von den Medien wohlwollend interviewt, die ablehnende Berichterstattung �berwiegt.

Die Homosexuellen sind keine Minderheit mehr, sie sind l�ngst an der Macht beteiligt, gut vernetzt und gut durch starke Organisationen vertreten. Denn eine Minderheit definiert sich nicht einfach zahlenm��ig, sondern ob sie Macht hat oder der Macht anderer ausgeliefert oder auf den Schutz anderer angewiesen ist. Um friedlich im Land mit allen zusammenleben zu k�nnen, sind die Evangelikalen darauf angewiesen, dass auch die Homosexuellen und ihre �ffentlichen Vertreter ihre Rechte als religi�se Minderheit nach der Verfassung sch�tzen und auf Diskriminierung verzichten. Wenn verfolgte Minderheiten zur Macht kommen, stehen sie immer in Gefahr, die Toleranz zu verlieren, die sie einst eingefordert haben. Die Lutheraner, kaum vom Joch der Katholiken befreit, verfolgten Andersdenkende evangelische Glaubensbr�der. Von Katholiken und Lutheranern Verfolgte verfolgten wieder die T�ufer. Die Armenier, endlich wieder im eigenen Staat Armenien, verfolgen Nichtarmenier. Die Israelis, der Verfolgung entkommen, stellen sich gegen Pal�stinenser, diese – kaum autonom- verfolgen die christlichen Araber in ihrer Mitte. Der Hang, den Staat, der einen einst selbst verfolgte, gegen andere Minderheiten einzusetzen, sobald man selbst Zugriff auf den Staat hat, ist leider gro�. Wie tolerant eine Bewegung ist, zeigt sich in der Geschichte immer erst, wenn sie Zugriff auf staatliche Macht hat.

Es reicht der homosexuellen Minderheit (oder differenzierter: ihrer �ffentlichen Vertreter) nicht, dass sie die politischen Vorzeichen vollst�ndig zu ihren Gunsten umgekehrt haben, sondern sie will scheinbar erreichen, dass Andersdenkende eben nicht mehr anders denken und ihre Meinung nicht mehr frei �u�ern d�rfen – oder vom Staat abgestraft werden.

Gut, dass zu Zeiten des Christivals in Bremen das Gewaltmonopol beim Bremer Oberb�rgermeister und der Bremer Polizei in guten H�nden war und dort die friedlichen Evangelikalen gegen teilweise gewaltt�tige Protestler besch�tzte, aber die linksradikalen Proteste zeigen, dass man vor Gewalt gegen die evangelikale Minderheit nicht zur�ckschreckt und die Hetze der Medien gegen die Evangelikalen – wie mediale Hetze oft – schnell in reale Gewalt umschl�gt. Wie die katholische Kirche, die orthodoxen und altorientalischen Kirchen und die gro�e Mehrheit der weltweiten Christenheit – ja auch der protestantischen Kirchen au�erhalb der westlichen Welt – halten auch Evangelikale Homosexualit�t wie �berhaupt jedwede Sexualit�t au�erhalb der Ehe und jedwede unfreiwillige Sexualit�t in der Ehe f�r nicht mit dem Willen Gottes vereinbar. Dass sie in einer Gesellschaft leben, die den Bereich der Sexualit�t v�llig anders sieht, teilen die Evangelikalen mit fast allen Christen seit neutestamentlicher Zeit in vielen Zeiten und Kulturen. In einer Demokratie halten sie sich an diesbez�gliche Gesetze. Im �brigen predigen sie Gewaltfreiheit und respektieren das Gewaltmonopol des Staates wie kaum eine andere religi�se Bewegung. Aber in einem demokratischen Rechtsstaat haben sie einen Anspruch darauf, dass sie weder von Verfechtern einer Ehe ohne Trauschein noch von Homosexuellen gezwungen werden d�rfen, so zu denken oder zu leben wie sie. Denn die Religionsfreiheit, die Meinungsfreiheit und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben gilt ja auch f�r sie.

Evangelikale sind der Meinung, dass Gott die Sexualit�t als Kr�nung der Sch�pfung f�r die Dauerbeziehung von Mann und Frau geschaffen hat. Sie glauben, dass erf�llte Sexualit�t in die Ehe geh�rt. Sie helfen auch vielen Menschen, die das nicht so leben. Sie sprechen sich gegen sexuellen Missbrauch von Kindern aus, gegen Vergewaltigung in der Ehe, ja sie sehen es selbstkritisch und leiden darunter, dass es all das auch in ihrer Mitte gibt. Sie bieten Hilfe und Vergebung an. Sie betreuen in Afrika und Asien Millionen von HIV- und AIDS-Betroffene, gleich ob deren sexuelle Praktiken mit verursachend waren oder nicht. Aber grunds�tzlich bleibt es dabei, dass sie friedlich und seelsorgerlich daf�r eintreten, dass Sexualit�t in eine harmonische und verl�ssliche heterosexuelle Langzeitbeziehung geh�rt.

Millionen Menschen leben in ‚wilder‘ Ehe, ohne die Evangelikalen zu beschimpfen und im Bundestag ein Einschreiten der Bundesregierung zu verlangen. Millionen von Menschen lassen sich scheiden, ohne gewaltt�tig gegen evangelikale Veranstaltungen zu demonstrieren, auf denen auch seelsorgerlich vor Scheidungen gewarnt und Scheidungsopfern Hilfe angeboten wird. Die Pornoindustrie l�sst die Evangelikalen gew�hren, obwohl diese zu ihren sch�rfsten Kritikern geh�rt. Warum muss denn dann in der Frage der Homosexualit�t das Gewaltmonopol des Staates gegen die Evangelikalen zu Hilfe gerufen werden?

Wer „Minderheiten diskriminiere und gegen Andersgl�ubige hetzt“, geh�re bek�mpft, hei�t es in einer Rezension (Das Parlament 30.3.2009, S. 15). Fakt ist doch, dass die Evangelikalen diskriminiert werden. Wer arbeitet denn f�r staatliche Medien, die Evangelikalen oder Lambrecht und Baars (ARD)? Wer kann denn erreichen, dass sein Buch in der Zeitschrift des Bundestages uneingeschr�nkt gelobt wird (Das Parlament 30.3.2009, S. 15)? Und Fakt ist doch, dass die beiden Journalisten selbst gegen „Andersgl�ubige“ (das sind die Evangelikalen ja wohl) hetzen, nicht umgekehrt. Verfolgung religi�ser Minderheiten – l�ngst �berwunden – kommt sie zur�ck? Zum Stichwort ‚religi�se Minderheiten‘ noch ein Wort. Europa hat eine unselige Tradition, dass die Mehrheitsreligionen und -kirchen kleine religi�se Minderheiten verfolgen. Millionen Mitb�rger haben deswegen Europa verlassen und sind nach Amerika und anderen L�ndern und Erdteilen ausgewandert. Dass es Deutsche in der Sowjetunion, Paraguay, Kanada, Chile oder Brasilien gab, ist wesentlich diesem Umstand zu verdanken. Nun haben wir das nicht nur politisch hinter uns, sondern auch erstmals in der deutschen Geschichte gibt es eine nennenswerte �kumenische Zusammenarbeit zwischen Landeskirchen und Freikirchen und Begegnungen zwischen den Gro�kirchen und Evangelikalen.

Meine Vorfahren, die (evangelisch-reformierten) Hugenotten, wurden in Europa von einem Land zum n�chsten vertrieben und bitter verfolgt. Sie haben – auch aus diesen Erfahrungen heraus – ma�geblich an der Entwicklung des vertragsrechtlichen Denkens, der rechtlichen Entmachtung des Adels und der Einf�hrung der Demokratie mitgewirkt. Zuletzt fanden meine hugenottischen Vorfahren aus Salzburg vertrieben in Preu�en (genauer in Danzig) eine neue Heimat. Soll jetzt nach vielen Jahren der Religionsfreiheit alles wieder von vorne los gehen? Stehe ich als �berzeugter Reformierter mit vielen anderen christlichen Minderheiten wieder am Pranger, diesmal nicht der Kirchen und des Staates, sondern der Medien, die den Staat gegen uns mobilisieren? Lambrecht und Baars wollen offensichtlich die positive Entwicklung zur Anerkennung religi�ser Minderheiten wieder zur�ckdrehen. Sie treten die uralte und �berwunden geglaubte Voreingenommenheit gegen�ber kleineren religi�sen Gruppen wieder los. Sie werfen den evangelischen Kirchen vor, dass sie nicht ihre Macht gegen die Evangelikalen in Stellung bringen. Gottlob tun sie das immer weniger. Gottlob verstehen die Kirchen, dass sie dabei meist nur instrumentalisiert werden sollen und morgen selbst Freiwild sein k�nnen. Derzeit kommen einige Tausend Christen und Mand�er aus dem Irak als Religionsfl�chtlinge nach Deutschland. Sie entsprechen genau dem Bild von christlichen Fundamentalisten, das die Autoren zeichnen. Nach tausend Jahren Zusammenleben mit Muslimen klammern sie sich an ihren Glauben und sind nicht an Alternativen interessiert. Strenge Lebensregeln und unaufgebbare uralte Rituale bestimmen nicht nur ihre Gottesdienste, sondern auch ihr Familienleben und ihren Alltag und sind f�r ihr �berleben als kulturelle und sprachliche Gruppe von zentraler Bedeutung.

Sollen sie per se bei uns keine Heimat finden?

Es ist offensichtlich, dass die Autoren jede Art von Mission f�r gegen die Menschenrechte gerichtet halten. Fakt ist aber, dass Mission und Religionswechsel gerade Kernbestandteile der Religionsfreiheit sind, in der Allgemeinen Erkl�rung der Menschenrechte ebenso wie in den EU-Menschenrechtsstandards und im Grundgesetz. Geradezu ein Hohn ist nat�rlich auch, dass die Autoren mit flammendem missionarischen Eifer gegen die Evangelikalen zu Felde ziehen. Ihr Anliegen ist so wahr und so wichtig, dass es jeweils reicht nachzuweisen, dass Evangelikale das jeweils anders sehen. Praktisch nirgends m�ssen sie ihre eigene Position erst einmal diskutieren, nirgends wird deutlich, dass es zu bestimmten Ph�nomenen sehr unterschiedliche Beurteilungen geben kann. Die Autoren beklagen, andere w�rden behaupten, die Wahrheit gepachtet zu haben, sie selbst kennen aber offensichtlich die reine Wahrheit, an der sich alle, die EKD, Bundesbeh�rden, Ministerien und viele andere auszurichten haben. Der Missbrauch des Menschenrechtsgedankens f�r alles und jedes f�hrt dazu, dass pl�tzlich die Evangelikalen, die in ihrer Geschichte schon lange vor den meisten anderen etwa gegen Rassismus und f�r Religionsfreiheit eingetreten sind, als Feinde der Menschenrechte verunglimpft werden.

Evangelikale d�rfen nicht, was jeder tun und lassen darf

Die Autoren kritisieren fortlaufend Evangelikale f�r Dinge, die in einer demokratischen Gesellschaft alle tun und lassen d�rfen. So wird kritisiert: „Evangelikale wollen die Gesellschaft ver�ndern. Sie rufen zu mehr Engagement in der Politik auf.“ (MG 14-15) Also unsere Gesellschaft ist wunderbar, sie braucht keine Ver�nderung und niemand will sie ver�ndern (au�er ein paar Parteien im Bundestag)? Und nur die Evangelikalen sind Spielverderber und wollen sie �ndern? Und in einer Demokratie sollte sich nat�rlich niemand in der Politik engagieren, aber die Evangelikalen k�nnen es einfach nicht lassen? Wissen die Autoren eigentlich, was sie da schreiben?

Ein evangelikaler Lobbyverein hat 2008 B�cher an alle Bundestagsabgeordneten verteilt. Was f�r eine Schandtat! Mit solchen Allgemeinpl�tzen werden die Leser im ganzen Buch immer wieder konfrontiert. Warum sollten die Evangelikalen denn keine Lobbyvereine haben? Warum sollen sie sich nicht an Politiker wenden d�rfen? „So w�rden Evangelikale h�ufig ein negatives Bild von der Gesellschaft au�erhalb der Gemeinschaft zeichnen.“ (MH 70). Also, ist ja ein Ding! Wo alle anderen Menschen in Deutschland sich so bem�hen, ein positives Bild der Gesellschaft zu zeichnen. Sind nicht viele Umweltsch�tzer der Meinung, sie seien die einzigen Aufrechten im Land? Sind nicht die Tageszeitungen und das Fernsehen voll von Negativnachrichten �ber die Gesellschaft, oft dazu noch von moralinsauren Journalisten, die es immer schon besser gewusst haben – wenn man auf sie geh�rt h�tte, g�be es schon lange keine Probleme mehr im Land?
Im �brigen zeigen viele evangelikalen B�cher und Predigten, dass Evangelikale oft auch ein schlechtes Bild ihrer Gemeinschaft zeichnen! Das unter uns Evangelikalen die Welt noch in Ordnung sei, habe ich schon l�nger nicht mehr geh�rt, geschweige denn �ffentlich gelesen. „In einigen fundamentalistischen Gemeinschaften f�hlen sich die Leiter durch Gott berufen, verlangen absoluten Gehorsam und unerm�dlichen Einsatz.“ (MG 9). Das mit dem absoluten Gehorsam ist nat�rlich falsch, wo es geschieht, aber kann man das nicht auch vom Papst oder anderen Kirchenf�hrern sagen, wenn man ihn missverstehen will? G�ttlich berufen f�hlt sich auch der Dalai Lama und manch anderer nichtchristlicher religi�ser F�hrer. Und dann ist sogar ‚unerm�dlicher Einsatz’ falsch? Ohne den g�be es ja auch keine freiwillige Feuerwehr! Im �brigen ist unerm�dlicher Einsatz nun einmal h�ufig die Folge einer Religion oder Weltanschauung. Das ist typisch menschlich und gut, nicht aber typisch evangelikal.

Feindbild „strenge Lebensregeln“

„Evangelikale leiten au�erdem strenge Lebensregeln aus der Bibel ab. Wer dagegen verst��t, s�ndigt aus ihrer Sicht.“ (MG 14) Also wollen wir jetzt alle im Land verbieten, die aus irgendetwas „strenge“ Lebensregeln ableiten? Also auch buddhistische M�nche, praktizierende Muslime, aber auch Vegetarier und Astrologen? Und beurteilt wird das danach, was Journalisten jeweils f�r ‚streng‘ halten? Die Religionssoziologie hat oft aufgezeigt, dass „strenge Lebensregeln“ das sind, was eine Religionsgemeinschaft aufrecht- und zusammenh�lt. Inwieweit die Regeln jeweils als „streng“ angesehen werden, ist dabei nat�rlich Ansichtssache. So empfinde ich buddhistische M�nchsregeln als viel strenger als meine christlichen, aber umgekehrt ist das nat�rlich genauso. Die Verfasser des Buches scheinen aber zu meinen, dass Lebensregeln an sich immer schon ‚streng‘ sind und der wahre moderne Mensch am besten gar keine mehr hat, zumindest nur solche, die er st�ndig �ndert. Gleichzeitig stellen sie aber jede Menge Regeln auf, denen Evangelikale folgen sollen, andernfalls der Staat eingreifen m�sse.

Im �brigen: Wenn man schon von Strenge redet, h�tte man auf eines der zentralsten Prinzipien der Evangelikalen zu sprechen kommen m�ssen, die Freiwilligkeit! Wenn es eines gibt, was die Evangelikalen weltweit immer wieder betonen, dann, dass Glaube eine v�llig freiwillige Angelegenheit ist und Gott keine Enkelkinder hat, dass der Glaube zwar Kindern gelehrt werden, aber nicht �bergest�lpt werden kann. Nur wenn sie selbst pers�nlich an Gott glauben, handelt es sich auch bei Menschen, die in christlichen Familie aufgewachsen sind, um wahren Glauben. Die evangelikalen Freikirchen etwa praktizieren doch die Gro�taufe, um sicherzugehen, dass ihre Kinder freiwillig im entscheidungsf�higen Alter zur Gemeinde kommen, nicht automatisch. Den Pietisten war die Konfirmation immer sehr wichtig, damit auch die als Kind getauften Jugendlichen eine eigenst�ndige Entscheidung f�llen k�nnen. Warum gibt es denn die von den Autoren so ger�gte liturgische Vielfalt – vielleicht sogar Beliebigkeit – im Gegensatz zu den Gro�kirchen? Weil in jeder Gemeinde alle neu mitreden k�nnen, wie hier und heute Gottesdienst gefeiert wird, ja es einen Gemeindetourismus gibt, weil sich jeder die Gemeindefr�mmigkeit sucht, die ihm gef�llt und ihm das niemand vorschreiben kann – mit allen Vor- und Nachteilen.

Der Fundamentalismus ist angeblich die Antwort auf die „Individualisierung“ (MG 1). Und das soll auf die Evangelikalen zutreffen, der mit Abstand individualistischsten Bewegung der Christenheit, in der jeder Einzelne ein kleiner Papst zu sein scheint und niemand auf niemanden h�rt? Es sind doch die Autoren, die sowohl einer kirchlichen Gleichmacherei das Wort reden, als auch Leute zwingen wollen, nicht individualistisch zu leben und zu denken, sondern so zu leben und zu denken, wie sie es guthei�en und vorschreiben.

Die Logik des Ganzen: Kontrollieren, Beschr�nken, Verhindern oder: wie man seine evangelikalen Gegner schachmatt setzt

Damit sind wir bei einem zentralen Dauerbrenner des Buches: Kontrollieren, Beschr�nken, Verhindern. Die Autoren sprechen nie direkt von Verbieten. Aber worauf anderes l�uft es hinaus, wenn sie verhindern wollen, dass je wieder ein freikirchlicher Gottesdienst im staatlichen Fernsehen �bertragen wird? �ffentliche Auftritte der Evangelikalen sollten verhindert werden, wenn immer der Staat eine M�glichkeit dazu hat – etwa als Vermieter. Politiker sollten nicht bei evangelikalen Veranstaltungen auftreten. Ihre Privatschulen sollten noch st�rker kontrolliert werden – obwohl immer wieder die Stellungnahmen der Kultusministerien und Schul�mter zitiert werden, die Schulen hielten sich an die gesetzlichen Vorgaben und Deutschland die strengste Privatschulkontrolle eines freien Landes kennt. Steuergelder f�r evangelikale Institutionen sollten gestrichen werden, die Gemeinn�tzigkeit ihrer Organisationen in Frage gestellt werden. Die Evangelikalen sollten keine B�cher an Bundestagsabgeordnete verteilen und religi�se Sendungen im Privatfernsehen sollten besser nicht stattfinden. Der Hauptvorwurf gegen die Evangelikalen, sie seien intolerant und undemokratisch, wird durch diese Forderungen ad absurdum gef�hrt. Zum Gl�ck wird die Religionsfreiheit verhindern, dass diese Forderungen und W�nsche alle wahr werden.

Aber die Marschrichtung der Autoren ist klar: Meinungsverschiedenheiten l�st man, indem man die anderen mit Hilfe des Staates kontrollieren und beschr�nken l�sst und daf�r sorgt, dass sie sich nicht beliebig �ffentlich �u�ern k�nnen. Was soll denn nur mit all den Evangelikalen geschehen? Das Buch redet durchg�ngig so abf�llig �ber die Evangelikalen, dass man sich fragt: Soll ihnen das Wahlrecht entzogen werden? Soll ihnen der Zugang zu den Medien verboten werden? Sollen sie auswandern? F�r mich wirkt das ganze Buch �ber weite Strecken so, als wenn man eine unliebsame Gruppe, deren gesellschaftliches Engagement man ablehnt, undemokratisch vom Markt werfen will. Haben die 1,4 Millionen Evangelikale denn kein Recht, wie alle anderen auch friedlich in der Demokratie ihre Stimme zu erheben? Evangelikale sollen keinerlei staatliche Zuwendungen aus Steuergeldern mehr erhalten (MG 198) – was nebenbei sowieso selten der Fall ist. (Sollen die Evangelikalen denn dann auch keine Steuern mehr zahlen?)

Die Beh�rden sollen endlich gegen Heimunterricht sch�rfer vorgehen (MG 198-199), also noch sch�rfer, als es die staatlichen Gerichte zulassen? Und dass, wo Deutschland dass sch�rfste Schulpflichtgesetz eines freien Landes weltweit hat? Dass in Deutschland mindestens die H�lfte der Homeschooler nichtreligi�se Motive haben, dass es eine linksgerichtete Unschoolingbewegung gibt, dass mehrere Erziehungswissenschaftler an deutschen Universit�ten Homeschooling unter staatlicher Kontrolle prinzipiell f�r gleichwertig und in bestimmten F�llen – etwa f�r Hochbegabte – sogar f�r empfehlenswert halten, wird verschwiegen, ebenso, dass die Masse der Evangelikalen die Homeschooler ablehnen und es dar�ber eine heftige innerevangelikale Diskussion gibt.

Die Autoren diskutieren ernsthaft, ob sich das Verbot religi�ser Werbung in Rundfunk und Fernsehen nicht auch auf Sendungen bezieht, die man als Missionierung Andersgl�ubiger verstehen k�nnte (MG 181). Da sie gleich noch die steigende Zahl „bibeltreuer Internetseiten“ erw�hnen (als wenn nicht die Zahl der Internetseiten aller Gruppen, die sich im Web tummeln, stiege), d�rften sie das wohl auch einschr�nken wollen. Da die Autoren gleich anschlie�end gegen die Ausstrahlung eines freikirchlichen Gottesdienstes im ZDF wettern (MG 182-185), d�rfte ihr Anliegen klar sein. Jedenfalls fehlt jedes Bekenntnis, dass Evangelikale dasselbe Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit haben, wie alle anderen auch. Denn es sollte selbst dann eingeschritten werden, wenn die zust�ndige Medienaufsicht (MG 181) keine rechtliche Handhabe sieht!Dass die Autoren keinerlei Ahnung davon haben, welche grundgesetzlichen Rechte Privatschulen haben, aber auch wie engmaschig jetzt schon Privatschulen �berpr�ft werden, ja dass Landesverfassungsgerichte immer wieder den Privatschulen gegen die Beh�rden Recht geben, wird immer wieder deutlich. Dass die Autoren prinzipiell mit Privatschulen auf Kriegsfu� stehen, beweisen ihre negativen �u�erungen �ber die 3.000 allgemeinbildenden Privatschulen mit 700.000 Sch�lern (MG 103), da diese nach einer Aussage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (die an Privatschulen kaum Einfluss hat und hier eher als Lobbygruppe einzuordnen ist) praktisch unkontrollierbar seien. Respekt vor Verfassung und freiheitlicher Gesellschaft wird hier nicht formuliert – der Ruf nach einer Versch�rfung der Einschr�nkungen durch den Staat hat immer Vorrang.

In unserem Land geltende Menschenrechte und Rechte, die gef�hrdet w�ren, wenn umgesetzt w�rde, was die Autoren w�nschen:
- Religionsfreiheit:
Leben nach den Grunds�tzen der eigenen Religion (solange anderen dasselbe gestattet wird)
- Religionsfreiheit: Recht auf Religionswechsel und Recht auf �ffentliche Darstellung des Glaubens und Mission
- Religion im �ffentlichen Raum: Im Gegensatz etwa zu Frankreich ist es in Deutschland gewollt, dass Kirche/Religion und Staat sich zwar nicht gegenseitig beherrschen, aber im �ffentlichen Raum begegnen, weswegen es etwa Religionsunterricht, Milit�rseelsorge, Kirche im Rundfunk usw. gibt.
- Schutz von Minderheiten und Schutz religi�ser Minderheiten vor staatlichen Eingriffen und Druck vorherrschender Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen Gewissensfreiheit: Bestimmte ethische Positionen sollen nicht mehr publik gemacht, ja vermutlich nicht einmal gedacht werden d�rfen
- Meinungsfreiheit: Bestimmte ethische Positionen sollen nicht mehr �ffentlich ge�u�ert werden
- Pressefreiheit: Sowohl eigene Medien als auch Zugang zu anderen Medien sollten bestimmten religi�sen Gruppen unm�glich sein.
- Grundgesetzliches Recht auf Privatschulen: Die Privatschulen sollen – wom�glich �ber das gegenw�rtig angewandte Recht hinaus - kontrolliert und zur Anpassung gezwungen werden
- Grundgesetzliches Recht auf weltanschaulich gepr�gte Privatschulen: In Privatschulen soll auch dann keine Weltanschauung mehr vermittelt werden d�rfen, wenn der staatlich vorgeschriebene Stoff ordentlich gelehrt und dies durch anerkannte Pr�fungen (z. B. Abitur) gew�hrleistet wird
- Menschenrechtscharta der EU: Recht der Eltern auf religi�se Erziehung der Kinder Interessant ist, dass die Autoren eine lange Liste von kirchlichen und staatlichen Autorit�ten und Institutionen anf�hren, die nicht bereit waren, ihre Sicht der Dinge zu best�tigen, Kultusminister, Bundesminister, Abgeordnete oder Ansprechpartner der EKD.

Statt sich zu fragen, wie das denn kommt, best�rkt das die Autoren nur darin, vor den Evangelikalen zu warnen. Au�erdem berufen sie sich fortlaufend auf immer wieder dieselben landeskirchlichen Weltanschauungsbeauftragten, vor allem auf Hansj�rg Hemminger (14 x), der aber in seinen Ver�ffentlichungen durchaus differenzierter schreibt. Dass Vertreter wie die �fter zitierten Annette Kick und Reinhard Hempelmann (z. B. Materialdienst der EZW 71 [2008] 7, S. 243-244) zwar tats�chlich fundamentalistische Str�mungen innerhalb der Evangelikalen kritisieren, beide aber der Meinung sind, dass der weitaus gr��ere Teil der Evangelikalen in Deutschland keine Fundamentalisten sind, erf�hrt der Leser nirgends. Die These der Autoren, dass Evangelikale mutwillig Gesetze brechen w�rden, wird von daf�r zust�ndigen Beh�rden nicht geteilt. K�nnte das nicht daran liegen, dass sie die Gesetze eben nicht brechen? Jedenfalls ist die Marschrichtung der Autoren eindeutig: Gesetze und �berwachung m�ssen versch�rft werden. Die Autoren treten ganz eindeutig f�r eine Kriminalisierung des Evangelikalseins ein. Sieht so die demokratische Toleranz aus, die die Autoren von Evangelikalen einfordern? Bitte lasst uns doch friedlich in diesem Land zusammen leben, statt einen Kulturkrieg zu entfachen.

Ich m�chte vers�hnlich schlie�en. Die Evangelikalen sind bereit, mit Andersdenkenden und Andersglaubenden in unserer deutschen Demokratie friedlich zusammenzuleben und gemeinsam mit allen innerhalb und au�erhalb der Politik am Aufbau einer gerechten und friedlichen Gesellschaft mitzuwirken, so wie sie das in vielen anderen L�ndern der Erde auch tun und wie sie es seit Jahrzehnten unter Beweis stellen. Deswegen suchen wir das Gespr�ch und den Dialog mit allen, auch denen, die uns nicht verstehen. Wir strecken auch den Autoren dieses Buches die Hand entgegen und hoffen, dass der beschrittene Weg in einen friedlicheren umgewandelt werden kann.

Wir Evangelikalen leben seit Jahrzehnten in diesem Land mit Millionen Menschen v�llig friedlich zusammen und diese Millionen leben friedlich mit uns zusammen. Bitte helfen Sie mit, dass dies so bleibt und kein hasserf�lltes Klima gegen uns oder irgendeine andere Gruppe entsteht.Nur bitten wir auch alle, Verst�ndnis daf�r zu haben, dass wir von unserer Freiheit Gebrauch machen, Desinformationen aus unserer Sicht klarzustellen und angesichts der undemokratischen Beschr�nkungsw�nsche des Buches ‚Mission Gottesreich‘ davor zu warnen, dass solch ein von uns als politischer Fundamentalismus empfundene Beschr�nkung unserer Religions-, Presse- und Meinungsfreiheit auch gleichbedeutend die Beschr�nkung vieler anderer Gruppen bedeuten w�rde, die dem einen oder anderen Journalisten nicht gefallen.

Nachtrag: Die taz macht der Bundeszentrale f�r politische Bildung schwerwiegende Vorw�rfe, weil diese in ‚Aus Politik und Zeitgeschichte‘, der Beilage der Bundestagszeitung ‚Das Parlament‘, einen Artikel von mir abgedruckt hat (Wolf Schmidt. „Wiedergutmachung f�r Hardliner“. taz.de 2.4.2009). Die Kritik der taz belegt meine Warnung oben, dass es eigentlich nicht gegen die Evangelikalen, sondern gegen die Christen �berhaupt geht. Denn der Bundeszentrale wird das ganze Heft „Christen in der Demokratie“ vorgeworfen und kritisch auch vermerkt, dass sonst „normalerweise ... Historiker, Politikwissenschaftler oder Journalisten“ schreiben, diesmal aber neben mir Robert Zollitsch, Vorsitzender der Bischofskonferenz, und Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der EKD, das Ganze unter der �berschrift „Wiedergutmachung f�r Hardliner“. Also wirft es „ein ung�nstiges Licht“ auf die Bundeszentrale, dass kirchliche Spitzenvertreter dort schreiben. Verschwiegen wird nat�rlich, dass praktisch alle Autoren ehemalige oder gegenw�rtige Professoren und ausgewiesene Fachleute sind und dass auch fr�her schon nicht nur die genannten Berufsgruppen als Autoren zur Verf�gung standen, sondern beispielsweise auch muslimische Autoren. Und warum sollten in einer Fachpublikation „Journalisten“ gefragt sein, Theologieprofessoren aber nicht?

Noch deutlicher werden weitere Reaktionen auf das Heft „Christen in der Demokratie“. Im brightsblog.wordpress.com stellt sich bei ‚nickpol‘ „�belkeit“ ein, insbesondere wegen der Beitr�ge von Zollitsch, Huber und des katholischen Sozialethikers Prof. Bernhard Sutor. Von Bischof Huber wird ein Satz zitiert und dann gesagt: „Der Rest ist evangelikales Geschwafel“. Also, da gilt Huber schon als evangelikal, weil er �berhaupt irgendwelche christlichen Standpunkte vertritt, und geh�rt in staatlichen Publikationen verhindert!

Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmacher ist Direktor des Internationalen Instituts f�r Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz und deren Sprecher f�r Menschenrechte. Er lehrt Ethik am Martin Bucer Seminar und Religionssoziologie an der Staatlichen Universit�t Oradea. Zuletzt erschien sein Buch gegen ‚Rassismus’.

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