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So gingen Mose und Aaron zum Pharao und sprachen zu ihm: So spricht der HERR, der Gott der Hebräer: Wie lange willst du dich noch weigern, dich vor mir zu demütigen? Laß mein Volk ziehen, damit es mir dient!
2.Mose 10,3

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Die IS-Krise

Der Islamische Staat verbreitet Angst und Schrecken. Wie konnte es so weit kommen? Die beiden amerikanischen Autoren Charles Dyer und Mark Tobey sind dem Thema auf den Grund gegangen und legen in ihrem Buch «Die IS-Krise» historische und aktuelle Hintergründe dar, die jeder, der sich über den IS Gedanken macht, kennen sollte. Hier stellen sie ihr Buch vor und zeigen auf, wie sich Christen angesichts der «IS-Krise» verhalten sollen.

In einem kleinen Ort im Nordirak schützen die Bewohner ihre Augen vor der untergehenden Sonne, während sie zum Horizont blicken. Die länger werdenden Schatten und die goldene Färbung des bevorstehenden Sonnenuntergangs geben dem kargen braunweissen Grundton des trockenen irakischen Terrains Tiefe und Farbe. Aber die Dorfbewohner stehen nicht dort, um die untergehende Sonne zu bewundern. Vielmehr starren sie ängstlich auf eine unheilvolle Staubwolke, die sich in weiter Ferne erhebt. Der wolkenlose Himmel und der ruhige Wind deuten nicht auf einen herannahenden Sturm hin. Und dennoch braut sich ein weitaus gefährlicherer Sturm zusammen, der schon bald alles verwüsten wird, was sich ihm in den Weg stellt.

Als die Staubwolke näher kommt, wird ihr Ursprung deutlich. Über die unbefestigte Strasse des Ortes rast eine seltsame Mischung aus Humvees, Kleintransportern und Geländewagen, beladen mit Männern, die Gewehre und automatische Waffen tragen. Die maskierten Kämpfer halten an Stangen befestigte schwarze Flaggen hoch, die in der heissen Wüstenluft hin und her peitschen. Auf jeder Flagge stehen in fliessendem Arabisch die Worte des islamischen Glaubensbekenntnisses (Schahada): «Es gibt keinen Gott ausser Allah, und Mohammed ist sein Prophet.» Unten auf der Flagge befindet sich das Siegel Mohammeds. Das ist das Schwarze Banner oder die Schwarze Standarte. Im Gegensatz zur Totenkopfflagge, die am Mast von Piratenschiffen in einer Geschichte von Robert Louis Stevenson gehisst ist, ist das Schwarze Banner keine aus der Luft gegriffene Metapher für Hochseeabenteuer. Die Schwarze Flagge ist real. Sehr real. Und sie soll Schrecken in allen hervorrufen, die sie sehen – um die Ziele und Absichten der Gruppe deutlich zum Ausdruck zu bringen. Sie kommen, um zu jagen, zu erobern, zu foltern und zu töten, ohne Gnade.

Die Schwarze Flagge symbolisiert den Vormarsch des militanten Islam. Sie steht für den Islamischen Staat, der vorrückt, um ein weiteres Dorf zu verschlingen und zu kontrollieren und alle zu terrorisieren, die dort leben. Sie weist sogar auf das Ende der Tage und die Ankunft des Mahdi hin, des verheissenen Messias des Islam.

Der Islamische Staat ist auf dem Vormarsch. Am Anfang schenkte der Westen dieser neuen Gruppe von islamischen Dschihadisten nur wenig Aufmerksamkeit. In den letzten zwanzig oder mehr Jahren haben Amerika und viele andere westliche Staaten den zunehmenden Zorn des Bösen verschlafen. Aber in dieser Zeit hat sich ein idealer Nährboden für eine neue Form des Extremismus und brutaler Aggression entwickelt, wie es seit Hitlers Gräueltaten an den Juden in Europa nicht mehr zu beobachten war.

Der Irak, so scheint es, ist nur der Anfang eines viel grösseren Weges, den der Islamische Staat entschlossen ist zu gehen. Vor Kurzem haben mehr als 37 verschiedene rebellische Splittergruppen gegen Baschar al-Assad, Präsident von Syrien, und die syrische Armee gekämpft. Die grössten von ihnen sind die Freie Syrische Armee und die Al-Nusra-Front, die die gesamte Berichterstattung und alle externen finanziellen Mittel bekommen haben.

Anfangs schien diese neue Gruppe, die sich selbst ISIS (der Islamische Staat im Irak und in Syrien) nennt, eine von mehreren mit Al-Qaida verbundenen Gruppen zu sein, die sich am Kampf beteiligten. Das war im Grunde nichts, worüber man sich im weiteren Kontext des Nahostkonflikts Sorgen machen musste. In einem Interview mit dem Magazin New Yorker sprach Präsident Barack Obama Anfang 2014 – in der Hoffnung, die Welt zu beruhigen – vom Islamischen Staat als einem «jayvee team» – als die Zweitbesetzung einer amerikanischen Schulsportmannschaft. Wir haben uns noch einmal umgedreht und weitergeschlafen.

In weniger als neun Monaten katapultierte sich Präsident Obamas sogenanntes JV-Team mit drei schlagzeilenträchtigen Schachzügen auf die Titelseiten. Erstens besiegten sie syrische und irakische Streitkräfte im Kampf und eroberten einen grossen Streifen Land, einschliesslich Mossul, die zweitgrösste Stadt des Irak. Nach der Einnahme Mossuls erklärten sie das eroberte Gebiet sodann zu einem islamischen Staat – einem Kalifat. Ihr Ziel ist es, die Grenzen dieses Staates zu erweitern, bis die Schwarze Flagge über dem ganzen Nahen Osten weht. Schliesslich schockierte der Islamische Staat die Welt durch die brutale Enthauptung von «Ungläubigen» in dem Land, das sie eingenommen hatten. Unter den Opfern befanden sich auch Christen, Frauen und Kinder und Angehörige anderer religiöser Minderheiten, die sich nicht bekehren wollten, sowie westliche Journalisten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die während der Kämpfe gefangen genommen wurden.

Da sind wir schliesslich alle aufgewacht. Der Islamische Staat ist mehr als nur ein schlechter Traum. Er ist ein ganz realer Albtraum, der sich vor unseren Augen entfaltet.

Dieses angebliche JV-Team besiegte plötzlich alle Rivalen in dem scheinbar nahezu unaufhaltsamen Bestreben, den Nahen Osten zu beherrschen. Schon bald erkannte Präsident Obama die militärische Terrorgruppe als eine Hauptbedrohung an. Er gab ihr einen etwas anderen Namen: ISIL, für der Islamische Staat im Irak und der Levante. («Levante» ist ein veralteter geografischer Begriff für das Land zwischen Ägypten und der Türkei, das heute Syrien, den Libanon, Jordanien und Israel umfasst.)

Der schnelle Aufstieg des IS wirft eine Reihe von Fragen auf: Woher kommt der Islamische Staat? Warum hat sein plötzlicher Aufstieg jeden überrascht? Sind die Führer und Soldaten des IS wirklich eine ernsthafte Bedrohung für den Nahen Osten? Sind sie in der Lage, Europa und Amerika anzugreifen? Können sie aufgehalten werden? Und wenn ja, wie? Ist der Aufstieg des Islamischen Staates von biblischer Bedeutung? Ist die «IS-Krise» mehr als nur ein schwacher Impuls auf einem ohnehin schon überfüllten nahöstlichen Radarschirm, oder könnte sie die Welt tatsächlich nach Harmageddon drängen? Wie können wir ruhig bleiben, wenn sich die Welt scheinbar auflöst? Wie können wir sinnvoll, rational und doch mitfühlend reagieren, wenn uns die Angst geradezu zu überwältigen droht? Das Buch Die IS-Krise wird uns bei der Beantwortung dieser Fragen helfen. Vor nicht allzu langer Zeit war ich (Mark) mit meiner Familie zum Abendessen in einem Restaurant. Das Restaurant liegt eingebettet in einer kleinen Collegestadt, in der wir leben – eine Gemeinde, in die Studenten aus aller Welt kommen, um ihrer amerikanischen Ausbildung nachzugehen. An diesem speziellen Abend sassen zwei arabische Studenten an einem Nachbartisch und waren in eine angeregte Unterhaltung auf Arabisch vertieft. Über unseren Köpfen lief im Fernsehen die neuste CNN-Berichterstattung über die stärker werdenden IS-Gewalttaten in Syrien. Ich spürte, wie ich mich zunehmend unwohl fühlte, als das Gespräch der beiden Studenten lebhafter wurde. Auch andere im Restaurant schauten sichtbar irritiert. Die Gäste wurden nervös. Eine Familie, die offensichtlich Angst hatte, zahlte ihre Rechnung und verliess umgehend das Restaurant.

Irgendwie repräsentierten die beiden Studenten die ganze Angst und das Unbehagen. Eigentlich hatte ich den Eindruck gehabt, dass der Islamische Staat auf der anderen Seite der Welt liegt. Obwohl sie ansonsten als Teil der multikulturellen Struktur einer typischen Universitätsstadt anzusehen gewesen wären, waren diese beiden jungen saudischen Studenten unwissentlich zu verdächtigen Objekten und Opfern meiner eigenen Voreingenommenheit und Angst geworden.

Der Zusammenhang war leider offensichtlich. Ich stellte mir das Schlimmste vor. Diese arabischen Studenten, die sich scheinbar um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten und ihr Abendessen genossen, hätten auch Mitglieder einer IS-Schläferzelle sein können, die hier in unserer ruhigen Stadt im Mittleren Westen einen Terroranschlag plante! Und in diesem Augenblick erkannte ich, dass Angst meine Sinne benebelt hatte, und ich schämte mich und bedauerte es. Um ehrlich zu sein, diese Situation brachte mich dazu, mit Charles Dyer – meinem guten Freund und Kollegen «Charlie» – über eine Zusammenarbeit an dem Buch Die IS-Krise zu reden. Auch wenn meine Gefühle allzu verständlich waren, schienen sie nicht zu dem zu passen, was Christen wirklich glauben. Und ich bin Pastor! Es ist so einfach, mit Furcht zu reagieren und eine reaktionäre Mentalität an den Tag zu legen. Aber wir wissen, dass es einen besseren Weg gibt. Was ich an diesem Abend im Restaurant nötig gehabt hätte, waren Verständnis und eine klare Perspektive. Meine Reaktion offenbarte Defizite in beiden Bereichen. Aber irgendwie rechtfertigen wir unsere Vorurteile, indem wir auf die entsetzlichen Methoden des IS verweisen. Wie viele schreckliche Morde und Folterungen werden diesen Monstern noch gestattet, bevor wir endlich ernst machen und sie von der Erdoberfläche beseitigen? Warum sitzen wir hier scheinbar nur herum und entfesseln nicht die maximale Kraft der amerikanischen Technologie und Militärmacht, um diese wachsende Bedrohung auszuradieren? Warum wollen sie überhaupt hier leben, direkt neben uns? Wissen sie nicht, dass sie hier nicht hingehören? Ich weiss, wir alle haben solche Gefühle schon einmal gehabt, und irgendwie scheinen sie gerechtfertigt. Aber möchte Gott ein solches Herz in uns sehen? Möchte Er, dass wir uns in Furcht und Wut hinhocken und auf Rache gegen den IS und alle anderen sinnen, die mit ihm verbunden sind? Oder hat Er uns zu einer mitfühlenderen und selbstloseren Reaktion aufgerufen? Und wenn das so ist, wie ist eine derartige Reaktion überhaupt möglich? Vor zwei Generationen liessen fünf junge Männer die Annehmlichkeiten und Verheissungen Amerikas hinter sich und reisten in den Dschungel Ecuadors. Ihr Ziel war es, das Evangelium Christi zu den Aucas zu bringen, einem primitiven, unerreichten Stamm, der für seine gewaltsamen und blutrünstigen Methoden bekannt war. Die Aucas (heute werden sie Huaorani oder auch Waorani genannt) waren verantwortlich für die skrupellose Ermordung mehrerer Mitarbeiter des Shell-Erdölunternehmens, die sich in der Hoffnung auf ihr Gebiet vorgewagt hatten, dort Öl zu finden. Doch Jim Elliot, Missionspilot Nate Saint und die anderen drei Männer waren überzeugt, dieses Volk mit der Liebe und Barmherzigkeit Christi erreichen zu müssen. Entgegen der herkömmlichen Ratschläge jener Zeit machten sie sich auf den Weg, fest entschlossen, den Aucas das Evangelium zu bringen. Nach einer langen Vorbereitungszeit, inklusive dem Abwurf von Geschenken aus der Luft, um ihre guten Absichten zu bekunden, wurde schliesslich Kontakt hergestellt und sie trafen sich am Boden mit einem Paar der Eingeborenen. Mehrere Tage später entdeckten die fünf Missionare zehn Aucas aus der Luft und teilten dem Basislager über Funk mit, dass sie auf einer Sandbank im Dschungel landen würden. Im Lager warteten Missionarshelfer auf eine Nachricht von ihrer Begegnung. Aber es kam kein Bericht. Nur Rauschen und Schweigen. Tage vergingen, und weiterhin kein Wort. Schliesslich wurde eine Suchmannschaft losgeschickt, die den Aufenthaltsort der fünf Männer herausfinden sollte. Es dauerte nicht lange, bis klar war, dass die schlimmsten Befürchtungen eingetroffen waren. Alle fünf waren tot. Ihre Körper lagen verstreut im Sand, verunstaltet und zerschmettert von tödlichen Speeren und Machetenhieben. Die Nachricht von ihrem gewaltsamen Tod erfasste die Welt in einer Welle der Erschütterung. Christen waren entsetzt und konnten es kaum glauben. Viele riefen nach Rache als Antwort auf diese sinnlose Tat.

Kurz bevor die jungen Männer nach Ecuador aufbrachen, fragte Jim Elliots Frau, Elisabeth, ihren Mann, ob er und die vier anderen Missionare sich mit Waffen verteidigen würden, sollten sie von den Aucas angegriffen werden. Jim sagte zu ihr: «Wir werden unsere Waffen nicht gebrauchen. Wir sind bereit für den Himmel, sie nicht.» Eine solche Reaktion kann nur auf eine Weise erklärt werden. Jim Elliot war bereit, der Gefahr ins Auge zu sehen – und für das Evangelium sogar sein Leben zu geben –, weil er sich entschieden hatte, jeden Tag im Glauben zu leben, nicht in Angst. Er wusste, seine Frau war sicher «unter dem Schatten des Allmächtigen » (Ps 91,1). Er wusste, sein ewiges Schicksal war geklärt. Und ihm war klar, dass Gott alles unter Kontrolle hatte. Angesichts der steigenden Unsicherheit im Nahen Osten und in unseren eigenen gebrochenen Welten können wir Christen über der Auseinandersetzung stehen und als helle Lichter vor dem finsteren Hintergrund des Islamischen Staates leuchten. Wie Jim Elliot und seine Missionarsfreunde können wir inmitten von Chaos Ruhe ausstrahlen, wenn Christus in unserem Leben gegenwärtig ist.

Uns ist klar, was für ein ungutes Gefühl uns die IS-Krise gibt. Und in vielerlei Hinsicht mögen unsere Ängste auch berechtigt erscheinen. Aber die Bibel macht deutlich, dass Gott denen, die Ihm vertrauen, «nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht» (2.Tim 1,7). Unsere Reaktion auf den Islamischen Staat und jede andere äussere Bedrohung muss von Gott kommen, nicht von uns selbst. Wir müssen so reagieren, wie Jesus reagieren würde, ganz gleich, was auf dem Spiel steht ...

Manchmal kann das Leben extrem schwierig sein. Nur wenige von uns können sich die entsetzliche Not der Männer, Frauen und Kinder vorstellen, die unter den Extremisten des IS leiden. Die Schrecken übersteigen unsere Vorstellungskraft. Und doch kommt keiner von uns um schwere Kämpfe im Leben herum. Krebs, Scheidung, finanzielle Nöte, tragische Unfälle und unerwartete Todesfälle von Familienangehörigen und Freunden sind nur ein paar der vielen bekannten Erfahrungen, die unser Leben aufwühlen.

Auch Christen – Männer und Frauen, die aufrichtig versuchen, das Richtige zu tun – haben Zeiten, in denen das Leben völlig falsch zu laufen scheint. Und in solchen Augenblicken stellen wir uns oft die Frage: Wo ist Gott? Wo ist seine grosse Macht, wenn die Nadel Richtung null sinkt? Was beabsichtigt Er damit, wenn Er Seine treusten Nachfolger solchen Drucksituationen aussetzt? Das Wort Gottes gibt uns sowohl Trost als auch Perspektive.

Ein altes Loblied aus dem Herzen Davids weist uns den Weg nach vorne. Denken Sie über die Worte aus Psalm 11 nach: «Bei dem Herrn habe ich Zuflucht gefunden! Wie sagt ihr denn zu meiner Seele: ‹Flieh wie ein Vogel auf eure Berge›? Denn siehe, die Gottlosen spannen ihren Bogen; sie haben ihre Pfeile auf die Sehne gelegt, um im Verborgenen auf die zu schiessen, welche aufrichtigen Herzens sind. Wenn die Grundfesten eingerissen werden, was soll der Gerechte tun? Der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Der Thron des Herrn ist im Himmel; seine Augen spähen, seine Blicke prüfen die Menschenkinder. Der Herr prüft den Gerechten; aber den Gottlosen und den, der Frevel liebt, hasst seine Seele. Er lässt Schlingen regnen über die Gottlosen; Feuer, Schwefel und Glutwind ist das Teil ihres Bechers. Denn der Herr ist gerecht, er liebt Gerechtigkeit; die Aufrichtigen werden sein Angesicht schauen.» In Psalm 11 steht David, der Hirte und König Israels und ein Mann nach Gottes Herzen (Apg 13,22), vor dem Kampf seines Lebens. David muss es vorgekommen sein, als wäre die Welt aus den Angeln gehoben worden. Als er sah, wie die Gottlosen die Gerechten unterdrückten, dürfte er die gleichen Gefühle gehabt haben wie wir, wenn wir ein Bild nach dem anderen sehen von den barbarischen IS-Angriffen auf unschuldige Menschen. Was sollen wir also tun, wenn wir den Eindruck haben, dass das Fundament bröckelt? Was sollte unsere Perspektive sein? Was können wir über Gott wissen und erfahren, ungeachtet des Resultats? Es gibt nur zwei mögliche Reaktionen – Angst oder Glauben.

Die Krise, vor der David stand, war kein geringfügiges Problem. David hatte keine Erkältung oder einen Bänderriss oder musste seine Soldaten trotz schwindender Vorräte versorgen. Er stand am Abgrund – vor dem Kampf seines Lebens, als seine Feinde näher kamen. Und in diesem sorgenvollen Gebet erkennen wir die verzweifelte Unzulänglichkeit der menschlichen Erfahrung, die den wunderbaren und mächtigen Absichten eines souveränen und alles sehenden Gottes gegenübersteht. Wenn Sie auf den Islamischen Staat oder andere beunruhigende Umstände mit Angst reagieren, kann Sie das zu zwei sehr ungesunden Reaktionen verleiten. 1. Sie sind versucht, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Inmitten seiner Prüfung hatte David zahlreiche Ratgeber, die ihm sagten, was er tun sollte. «Wie sagt ihr denn zu meiner Seele: ‹Flieh wie ein Vogel auf eure Berge›?» Das klingt wie eine sehr menschliche Reaktion, oder? Das erinnert an den leeren, ungelegenen Rat der Freunde Hiobs, nachdem ihr Freund seine Gesundheit, seine Herden und, noch schlimmer, alle seine Kinder verloren hatte. Hin und wieder kommen solche Gedanken auch von unserer eigenen inneren Stimme: Es ist so schlimm, wie man es sich vorstellen konnte. Eine natürliche Folge von Angst kann Flucht sein. Lauf weg! Fliehe! Jemand, der bei David Gehör gefunden hatte, erzählte ihm buchstäblich, sich auf die Berge zu flüchten. «David, es ist vorbei! Nimm die Sache in die eigene Hand, andernfalls wirst du es nicht schaffen.» Zu viele Christen reagieren auf dieselbe Weise auf den IS, den Ausbruch von Ebola, eine wirtschaftliche Notlage oder jede andere Prüfung, die völlig ausser Kontrolle zu geraten scheint. Wenn sich der Boden unter unseren Füssen zu bewegen beginnt, verleitet uns die Angst dazu, uns aus dem Staub zu machen. 2. Angst verleitet Sie, auf die Umstände zu sehen statt auf Gott. David beschreibt detailliert, wie «die Gottlosen ihren Bogen spannen» und «ihre Pfeile auf die Sehne gelegt haben, um im Verborgenen auf die zu schiessen, welche aufrichtigen Herzens sind» (11,2). Angst kann uns völlig gefangen nehmen, sodass wir uns nur noch auf den Gedanken konzentrieren: «Was ist, wenn?» Dabei spielt es keine Rolle, ob unsere Befürchtungen überhaupt eintreffen können.

Davids Angst, dass die Fundamente seines Königreiches einstürzen (V 3), lässt darauf schliessen, dass er das denkbar schlimmste Ergebnis fürchtete. Auch uns fällt das nicht schwer. Aber solche überzogenen Gedanken und sorgenvollen Fantasien sind nicht vereinbar mit dem, von dem wir wissen, dass es absolut wahr ist. Denken Sie daran, Gott hat alles unter Kontrolle, und unsere Zuversicht muss auf Ihn gerichtet bleiben. Zwischen dem Ende von Vers 3 und dem Anfang von Vers 4 erlangt David seinen geistlichen Halt zurück ... und seinen Glauben. David erklärt: «Der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Der Thron des Herrn ist im Himmel.» Er vertraut nicht länger auf sich oder auf seine eigenen Mittel, sondern auf die Macht und die souveränen Absichten des Herrn. Ungeachtet unserer schwierigen und ernsten Situation können wir uns wie David an Gott wenden. Er ist der Einzige, der heilen, befreien, verändern, den Sturm beruhigen und eine neue Schöpfung aus uns machen kann. Er allein kann die Lage verändern. Davids Glaube schaut nicht mehr auf seine irdischen Umstände, sondern vertraut dem Gott des Himmels. «Der Herr ist in seinem heiligen Tempel.» Indem er erklärt, dass der Herr auf Seinem Thron sitzt, beweist er sein Vertrauen, dass der Herr alles unter Seiner Kontrolle hat. Gott verliert uns nicht aus den Augen, wenn das Leben ungemütlich wird. Und der Herr sieht alles von Seinem Standpunkt im Himmel – ob nun Davids Probleme oder die bösen Taten des Islamischen Staates heute. Vergessen Sie nicht, der Herr kennt alle Details unserer Umstände. Er kennt den Grund ebenso wie das Ergebnis. Er sieht alles, weiss alles und kontrolliert alles. Wenn wir uns in unseren Schwierigkeiten Gott zuwenden, verändert sich unsere Perspektive komplett. Jetzt sehen wir Ihn, über allem anderen. Angst verschlechtert die Umstände. Der Glaube macht den Herrn grösser. Was kommt in Ihren Gedanken oder Ihrem Herzen zuerst? Ihre finanziellen Probleme? Ihre zerbrochene Ehe? Ihre Sucht? Ihre früheren Misserfolge? Ihre Kinder? Ihre unsichere Zukunft? Wie David müssen Sie sich dem Herrn zuwenden und Ihm erlauben, Ihre Perspektive zu verändern. Davids neu gewonnenes Vertrauen richtet sich nicht nur auf die souveräne Kontrolle Gottes, sondern auch auf Seine vollkommene Gerechtigkeit. «Der Herr prüft den Gerechten; aber den Gottlosen und den, der Frevel liebt, hasst seine Seele» (V 5). Gott ist der einzige vollkommene, gerechte Richter der ganzen Erde. Er kennt die Motive und Taten aller Menschen, und Er wird letzten Endes jedem das geben, was er verdient. Das schliesst auch ein, dass Er die Mitglieder des IS vollkommen gerecht behandeln wird. Die Gottlosen, die Unbarmherzigen und diejenigen, die den Frevel lieben, werden ein sicheres und schreckliches Gericht empfangen.

«Der Herr prüft den Gerechten; aber den Gottlosen und den, der Frevel liebt, hasst seine Seele. Er lässt Schlingen regnen über die Gottlosen; Feuer, Schwefel und Glutwind ist das Teil ihres Bechers» (V 5-6). David ist überzeugt, dass Gott schliesslich jeden gerecht behandeln wird. Er weiss, dass die Gottlosen am Ende einen hohen Preis für ihre Taten zahlen werden. Gott lässt Prüfungen in das Leben der Gerechten kommen, die sie prüfen und ihren Glauben an ihn stärken sollen. Aber sein Gericht über die Bösen wird vollständig und schwer sein. Das ist eine Garantie für die Ewigkeit. Schliesslich entscheidet sich David in seinen Schwierigkeiten, der absolut zuverlässigen und oftmals unerwartet persönlichen und mächtigen Gegenwart des Herrn zu vertrauen: «Die Aufrichtigen werden sein Angesicht schauen» (V 7). Gott zeigt sich in der Mitte des Sturms. Der hebräische Ausdruck spricht davon, dass Gott den Gerechten in Zeiten der Not persönlich zur Hilfe kommt. Ganz gleich, wie schwer die Prüfung ist, der Herr verheisst denen, die auf ihn vertrauen, seine persönliche und mächtige Gegenwart. Stellen Sie sich vor, wie Gott zu jedem von uns sagt: «In den Zeiten, in denen du dich am einsamsten und schrecklich verlassen fühlst und in grosser Not bist, werde ich dir persönlich zur Seite stehen. Du kannst auf mich zählen.»

Als mein Sohn Jacob noch klein war, hatten seine Mutter und ich erhebliche Mühe, als er vom Gitterbettchen in sein Bett für grosse Jungen wechselte. Jacob fürchtete sich vor der Dunkelheit. Vor dem Schlafengehen wollte er oft, dass ich mich zu ihm lege und singe. An den meisten Abenden sang ich ein oder zwei Loblieder, während er ruhiger wurde und in den Schlaf fiel. Als ich sang, entspannte er sich langsam. Alle paar Sekunden zuckte sein kleiner Körper, entspannte sich dann, zuckte und entspannte sich wieder.

Am Ende jedes Lobliedes streckte Jacob seine Hand aus und legte sie mir auf die Schulter. So wollte er sichergehen, dass ich noch im Zimmer war. Ich sang weiter.

Beruhigt drehte er sich um und schloss seine Augen. Nachdem in der Dunkelheit und Stille weitere Minuten vergangen waren, streckte er sich wieder nach mir aus. Als ich seine kleine Hand auf meiner Schulter fühlte, versicherte ich ihm nochmals, dass ich ihn nicht allein lassen würde.

Ich sang weiter. Immer und immer wieder drehte er sich um und ich liess ihn meine Stimme hören.

Dieses kleine Ritual dauerte so lange an, bis er schliesslich in den Schlaf fiel. Da er sich vor der Dunkelheit fürchtete, brauchte er die Sicherheit, dass sein Vater an seiner Seite war.

Möglicherweise brauchen auch Sie diese Sicherheit. Gott hat verheissen, Sie nie zu verlassen (5.Mo 31,6). Er liebt Sie mit unendlicher Liebe. Er sandte Seinen Sohn, Jesus Christus, der für Ihre Sünden starb, die Strafe für Sie bezahlte und Sein Blut vergoss. Wenn Sie an Jesus glauben, werden Sie ein Kind Gottes – und als solches empfangen Sie alle Verheissungen des himmlischen Vaters, einschliesslich der Verheissung in Psalm 11. Sie werden Sein Angesicht sehen. Sie werden ewig mit Ihm leben.

Bis dahin müssen Sie Ihr Leben nicht in Furcht verbringen. Gott hat alles in Ihrem Leben unter Seiner Kontrolle. Und in Zeiten, in denen Sie sich besonders fürchten, unsicher sind und an Ihrer Fähigkeit zweifeln, den nächsten Tag durchstehen zu können, müssen Sie sich nur Ihm zuwenden. Er hat persönlich verheissen, Ihnen zur Seite zu stehen und Sie zu trösten.

Mitternachtsruf

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